In einer Zeit, in der Videospiel-Adaptionen für das Fernsehen oft als heikles Terrain betrachtet werden war die Ankündigung einer “Fallout”-Serie von Amazon Prime Video sowohl Grund zur Vorfreude als auch zur Besorgnis. Die Hoffnung darauf, dass die ikonische Videospielreihe auf dem Bildschirm erfolgreich adaptiert wird, wie zum Beispiel beim hochgelobten Hit “The Last of Us”, wurde von der Angst begleitet, dass das Projekt zu einem weiteren enttäuschenden Flop werden könnte. Doch trotz der gemischten Erfahrungen anderer Videospiel-Adaptionen, insbesondere im dystopischen Genre, war die Neugierde groß, als die Serie angekündigt wurde. Schließlich hat “Fallout” als Videospielreihe eine treue Fangemeinde auf der ganzen Welt gewonnen, die auf eine epische und fesselnde Umsetzung ihrer Lieblingswelt hofft.
Im Jahr 2296, 219 Jahre nach dem apokalyptischen Ereignis, begleiten wir Lucy, eine Bewohnerin eines Bunkers, der sogenannten Vault, genauer gesagt Vault 33, die sich auf die Suche nach ihrem Vater in den Ruinen von Los Angeles begibt. Doch in den verstrahlten Überresten der einstigen Metropole lauern zahlreiche Gefahren: Mutanten, Banditen und die unerbittliche Strahlung machen ihre Mission zu einem lebensgefährlichen Unterfangen.
Die Serie “Fallout” von Amazon Prime Video, basierend auf der gleichnamigen Videospielreihe, versprach eine faszinierende Reise in eine postapokalyptische Welt voller Gefahren und Abenteuer. Von Anfang an war klar, dass die Herausforderung, die Atmosphäre und den Charme der Spiele einzufangen, eine gewaltige Aufgabe war.
Eines der zentralen Probleme der Serie liegt in ihrer Handlung und ihrem Aufbau. Schon in den ersten Folgen treten deutliche Plot-Löcher auf, die die Glaubwürdigkeit der Geschichte beeinträchtigen. Du wirst oft im Dunkeln gelassen, wenn es darum geht, die räumliche Anordnung der verschiedenen Orte und Charaktere zu verstehen. Dies kann zu Verwirrung und einem Gefühl der Orientierungslosigkeit führen, was deine Immersion in die Welt von “Fallout” beeinträchtigt. Allerdings kannst du diese Plot-Löcher auch als Hommage an die Videospielreihe betrachten. Ähnlich wie in den Spielen werden diese Lücken nach und nach gefüllt, wodurch die Geschichte eine Vorgeschichte erhält. Dieses Erzählprinzip, das an die Terminals, Audiologs und anderen Hinweisen aus der Videospielreihe erinnert, spricht vor allem Fans der Spiele an, kann jedoch für Neulinge möglicherweise etwas verwirrend und anstrengend sein.
Ein weiteres Manko der Serie sind die Kulissen, die trotz aller Bemühungen oft zu künstlich wirken und die düstere Atmosphäre der postapokalyptischen Welt nicht adäquat vermitteln können. Obwohl die Serie viele visuelle Anspielungen auf die Spiele enthält, fehlt es ihr oft an dem authentischen, verwitterten Look, der für Fans der Reihe so charakteristisch ist. Die verlassenen Straßen von Los Angeles und die Überreste der Zivilisation sollten eigentlich eine bedrückende und trostlose Stimmung vermitteln, doch allzu oft wirken die Sets wie auf Hochglanz polierte Kulissen eines Hollywood-Streifens. Auch die Anordnung von Häusern, Ortschaften und bestimmten Städten, lassen nicht so richtig erkennen das wir uns eigentlich in Los Angeles County befinden. Zwar erkennt man gewisse Gebäude, wie zum Beispiel das Theme Building des Los Angeles International Airport, jedoch wirken diese dann noch zu hochpoliert. Zudem sehen weitere Gebäude, wie zum Beispiel das zu Vault-Tec zugehörige Hawthorne Medical Laboratories, komplett unversehrt aus.
Trotz dieser Probleme bietet die Serie auch einige positive Aspekte. Die schauspielerischen Leistungen von Ella Purnell als Lucy MacLean und Walton Goggins als “The Ghoul” sind herausragend und tragen maßgeblich zum Unterhaltungswert der Serie bei. Insbesondere die Entwicklung der Hauptfigur Lucy von einer ahnungslosen, recht naiven Vault-Bewohnerin zu einer furchtlosen Kriegerin ist fesselnd und gut umgesetzt. Die Reise durch die gefährlichen Ruinen von Los Angeles ist voller Spannung und unerwarteter Wendungen, die einen bis zum Ende an den Bildschirm fesseln kann.
Ein weiterer positiver Aspekt von “Fallout” ist die gelungene Integration einiger ikonischer Elemente aus den Videospielen. Von den markanten Power-Rüstungen bis hin zu den bedrohlichen Supermutanten und den mysteriösen Vault-Tech-Experimenten findet man viele vertraute Motive und Referenzen, die das Gefühl vermitteln, dass die Macher der Serie die Welt von “Fallout” sehr gut kennen, respektieren und ehren.
Alle acht Folgen von Jonathan Nolans “Fallout”-Serie gibt es seit dem 11. April exklusiv bei Amazon Prime Video zu sehen.
The Review
Fallout
Insgesamt betrachtet ist die erste Staffel von "Fallout" eine zwiegespaltene Produktion. Während die Staffel einige interessante Ideen und fesselnde Charaktere bietet, kämpft sie gleichzeitig mit strukturellen Problemen und einem fehlenden Zusammenhang in der Handlung. Vor allem aber Fans der Videospielreihe können gefallen daran finden, die Welt von "Fallout" auf dem Bildschirm zu erleben, auch wenn die Serie nicht ganz das Potenzial ausschöpft, das in diesem faszinierenden Universum steckt. Es bleibt zu hoffen, dass zukünftige Staffeln die Schwächen der ersten Staffel überwinden und die epische Geschichte von "Fallout" angemessen zum Leben erwecken können.