Für Football Fans bricht wohl wieder ihre absolute Lieblingszeit des Jahres an: denn die National Football League, kurz NFL, startet in diesen Tagen endlich wieder in eine neue Spielzeit. Und da der Start jetzt aufgrund eines fehlenden Hygiene-Konzeptes einige Zeit auf der Kippe stand, können die Fans erst Recht aufatmen, dass die neue Saison dann doch noch wie gewohnt im September starten kann. Viele Gamer haben sich schon auf die neue Saison vorbereitet und den neuesten Ableger der Madden-Reihe gezockt. Wir haben uns EAs jüngsten Madden-Teil mal auf der PS4 angeschaut.
Ich kann mich noch gut an ein Gespräch mit einer Freundin letztens erinnern, bei dem sie mich fragte, warum sich mancher Gamer jedes Jahr den neuesten FIFA-Teil unbedingt ins Haus holen muss. Denn im Prinzip, so Argumentation, ist mit Ausnahme von ein paar Änderungen das Konzept ja immer dasselbe. Gut, es ging zwar in dem Beispiel um Fussball, aber die Frage an sich ist ja eigentlich gar nicht mal so unberechtigt – und das fragt sich wahrscheinlich auch jeder Gamer unter den NFL Fans. “Was ist denn jetzt so großartig neu im Spiel?” Eine Frage, der wir jetzt mal nachgehen.
Und das bringt mich direkt zu dem Modus, der im Vorgänger, also Madden NFL 20, erstmals eingeführt wurde: den Face-of-the-Franchise-Modus. Hier kann sich jeder Gamer selbst seinen Weg in die NFL erarbeiten. Und so ein Weg startet wo? Richtig – an der Highschool. Also wie bereits damals schon fix seinen Charakter bauen und dann gehts los. Und wie auch jeder richtige NFL-Profi seine eigene Geschichte hat, haben wir das natürlich auch. Und wie jeder andere Spieler, müssen wir uns auch erstmal beweisen. Denn wir sind als QB nur die Nummer 2 und stehen im Schatten vom großen Matthews.
Eben dieser macht es uns auch alles andere als leicht, sich im Team wirklich willkommen zu heissen. Na gut, fairerweise sollte ich sagen, dass keiner uns so wirklich am Anfang mit offenen Armen empfangen will, ausser vielleicht ein bisschen der Coach. Aber zurück zu Matthews: denn mit ihm kommen wir als Herzstück des Teams als erstes so wirklich ins Gespräch. Und Herz ist auch ein gutes Stichwort, denn die Nummer 1 hat von Geburt an einen Herzfehler. Das verrät er uns im Vertrauen und der Spieler kann nun selbst entscheiden, wie er mit der Info umgeht. Schweigt er für Matthews oder sagt er dem Coach Bescheid? Dies ist nur eine von vielen Entscheidungen, die der Spieler in seiner Karriere treffen muss. Diese Entscheidungen haben natürlich einen Einfluss auf die Entwicklung des Spiels.
Ich hatte mich dazu entschieden ihn zu decken oder sagen wir besser einfach machen zu lassen. Denn er hat lange dafür gearbeitet und wollte sich im grossen Finale vor allen Talentsuchern beweisen. Aber es kam, wie es kommen musste: der Coach musste im letzten Viertel nämlich Massnahmen ergreifen, als unser Team mit 2 Touchdowns hinten lag. Also wurde aus QB2, wie man uns getauft hat, plötzlich die Nummer 1. Wir drehen das Spiel und stehlen Matthews die Show. Klasse, als wäre die Situation zwischen uns nicht eh schon angespannt. In der Cutscene darauf steigt auch die Spannung zwischen dem Coach und Matthews, welche letzterer mit einem wütenden Abgang beendet, weswegen uns der Coach kurz darauf in sein Büro bittet. An dieser Stelle hat das Schreiberteam dann allerdings gepennt, denn was da so alles zwischen den 3 Parteien besprochen wurde, erfahren wir leider nie.
Kurze Zeit später ist Matthews aber zurück und will wieder ins Team einsteigen. Nach einer milde gesagt dahinplätschernden Cutscene ohne Spannung, ist er dann auch wieder dabei, lässt uns aber den Vortritt. Und so “spannend” wie die Story startet, zieht sie sich auch über den gesamten FOTF-Modus hinfort. Die Inszenierungen sind oftmals sehr dürftig. Um dem ganzen etwas Würze zu verleihen, haben die Entwickler bekannte Gesichter in die Story eingebaut. So quatschen wir unter anderem mit Snoop Dogg oder sehen auch NFL-Journalist Rich Eisen bei der Arbeit. Spannender wurde die Story aber dadurch ehrlich gesagt auch nicht wirklich.
Aber es gibt auch positive Neuerungen für alle Spieler. Denn es stehen mehr Möglichkeiten zur Verfügung wie beispielsweise das Spielen von 2 Seasons am College und die Möglichkeit in andere Positionen reinzuschnuppern. Auch die Struktur des Modus ist linearer geworden. Denn statt der gesamten Season spielt ihr lediglich die Highlights wirklich aus.
Was man am FOTF-Modus an Zeit investiert hat, um den Modus besser zu machen, hat man scheinbar an andere Stelle gespart. Ein gutes Beispiel ist der Franchise-Modus. Denn hier gibt es nicht wirklich große oder nennenswerte Änderungen. Statt einer Bandbreite an neuen Features bereitzustellen fühlt sich der Modus eher nach dem alt bekannten mit Patch Notes versehen an. Aber laut Entwickler soll auch hier in Zukunft viel mehr neuer Input kommen, also mal sehen.
Neben diesen beiden Modi gibt es natürlich auch weitere Klassiker: den Exhibition-Modus mit einer Handvoll Schnellspiel-Möglichkeiten sowie Tutorials, als auch den Ultimate-Team-Modus und dem Superstar KO. Frisch mit an Board ist jetzt auch der Yard-Modus, der zahlreiche Einstellungen bietet und eine gute Alternative zum klassischen Football bieten kann. Ebenfalls neu an Board ist die Koop-Spielbarkeit für den Ultimate-Team-Modus. Dort kann man sich nämlich entweder zu zweit oder dritt sein Traumteam aufbauen. Abgerundet gibt es jetzt im Spiel auch neue Pre-Game-Intros und Fangesänge.
Jetzt haben wir schon viel über etliche Spielvarianten vom neuen Madden unterhalten. Aber wie spielt es sich denn nun, fragt ihr euch sicher. Wer schon den Vorgänger gezockt hat, brauch sich nicht gross umzustellen. Denn es fühlt sich grösstenteils fast identisch an. Aber das muss ja nichts negatives sein. Die Entwickler machen auch keinen Hehl daraus, die alte Gameplay-Mechanik einfach nochmal aufpolieren zu wollen. Das Resultat wird auch direkt in der Defense spürbar. Denn hier fanden viele Spieler laut Entwickler das Laufspiel etwas zu schwierig. Ergo hat man das Tempo rausgenommen und Standardzüge wie den Dive abgeschwächt. Ebenfalls neu für die Defensive: die Pass-Rush-Steuerung. Im Vorgänger musste man noch richtig ackern um mal einem Offensivspieler aus dem Griff zu entkommen. Inzwischen ist das etwas leichter, denn dazu braucht ihr diesmal nur den rechten Stick zu betätigen um Abwehraktionen auszuführen. Gute Sache jedenfalls.
Neben ein paar Verbesserungen für die Defensive, muss sich die Offensive aber nicht benachteiligt fühlen. Denn auch hier wurde geschraubt. Mit dem Skill-Stick können Running Backs nämlich jetzt auch mehrere Moves miteinander kombinieren. Oder aber ihr könnt als QB noch werfen, während ihr gerade getackelt werdet. Denn QB werden im neuen Ableger den Ball noch schneller los.
Abgerundet gibt es ein paar Ergänzungen und Änderungen an den Superstar- und X-Factor-Fähigkeiten, kleinere KI-Anpassungen oder auch aktualisierte Playbooks.
Rein optisch gesehen gibt es eigentlich keine nennenswerten Kritikpunkte. Naja ausser einer Sache: nämlich der Animation von langen Haaren. Denn die sieht leider noch etwas verbesserungsbedürftig aus. Auf der Gegenseite muss man aber sagen, dass man ja seit dem letzten Teil viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten für seinen Charakter hat. Alles in allem finde ich also, dass sich das schon ausgleicht.
Der Ton macht ja bekanntlich die Musik. Und wenn wir beim Thema Musik sind, fällt mir sofort der passend gewählte Soundtrack im neuen Madden auf. Mir kam dabei kein Song unter, den ich aus der Liste streichen würde. Was man hier gut hinbekommen hat, hat man aber im FOTF-Modus etwas vernachlässigt. Oke gut, man kann aus 3 Stimmpaketen aussuchen und auch jede Stimme vorhören, aber so richtig packend sind die Dialoge dann in der Story nicht wirklich.
The Review
EA Sports Madden NFL 21 (PS4)
Der neueste Ableger von Madden NFL ist solide. An vielen Ecken und Enden haben die Macher Zeit investiert und das Spiel verbessert, an manchen Stellen wiederum geschludert. Trotz einer dürftigen Story dafür aber mit vielen Spielmodi lässt sich Madden NFL 21 recht gut spielen. Für Neueinsteiger lohnt es sich allemal, langjährige Fans könnten aber enttäuscht sein.
PROS
- Diverse Spielmodi
- Verschiedene Tutorials
- Vereinfachte Defensive
- Guter Soundtrack
CONS
- Story ohne Tiefgang
- Lücken in Cutscenes
- Franchise-Modus
- Roboterstimme im Optionsmenü