Coop-Spiele waren schon immer bei uns heiß begehrt. Nicht umsonst erfreuen sich Spiele wie Overcooked, Stardew Valley oder Cuphead großer Beliebtheit. Wenn es dann auch noch gemeinsam eine Geschichte zu erkunden gibt, dann wird das gemeinsame daddeln noch interessanter. Auch hier haben vor allem Titel wie It takes two oder auch A Way out in der Vergangenheit viele Fans für sich gewinnen können. Und mit Split Fiction hat sich jüngst ein neuer Titel in die Herzen vieler Fans gespielt. Warum und wieso das neue Spiel vom schwedischen Studio Hazelight Studios das getan hat, habe ich mir mal gemeinsam mit einem Freund auf dem PC angeschaut.
Schon wie ihr vorheriges Spiel “It takes two” setzt das Team von Hazelight auf ein kooperatives Abenteuer im Split Screen. Dabei schlüpfen wir in die Rollen zweier junger Autorinnen, namentlich Zoe und Mio, die von einem Herausgeber namens Rader Publishing zu einem besonderen Projekt eingeladen wurden. Bei diesem Projekt sollen die beiden, neben weiteren jungen Schriftstellern, mithilfe einer Maschine ihre Geschichten erleben. Dazu müssen die Autoren lediglich in einen bestimmten Bereich treten, bei dem sie dann in die Geschichte eingesogen werden. Mio traut dem Braten allerdings nicht und möchte von dem Angebot zurücktreten. Durch einen Unfall landet sie dann allerdings in der Blase von Zoe, die sie kurz vorher erst kennengelernt hatte und so gar nicht mit ihr harmoniert hatte. Denn während Zoe sich aufgeschlossen und neugierig für Mios Persona zeigte, war Mio doch eher distanziert und hat ein kennenlernen abgeblockt. Tja, jetzt sollten sie sich allerdings schon sehr schnell besser kennenlernen, nur eben unter chaotischen Bedingungen.
Zwei Welten kollidieren
Denn die beiden könnten kaum unterschiedlicher sein, was sich auch in ihren Geschichten widerspiegelt. Zoe schreibt eher Geschichten in farbenfrohen Fantasy-Welten, während Mio eher düstere SciFi-Geschichten zu Papier bringt. Verloren in der Welt von Zoe müssen die beiden aber nun gemeinsam einen Ausweg finden. Durch das Erlebte lernt Mio dann allerdings in unfreiwilliger Weise doch Zoe besser kennen. Aber auch Zoe bekommt die Chance, Mio besser kennenzulernen, denn es dauert nicht lange, ehe die beiden auch in Mios Kreativ-Welt landen.
Also gilt es auch hier einen Weg herauszufinden. Schon ziemlich schnell merken die beiden, dass durch den Unfall Glitches innerhalb der Maschine entstehen, die eben beide Welten in einem absoluten Chaos miteinander Verweben. Aber eben dieses Chaos hat auch einen positiven Effekt: denn die beiden lernen sehr schnell, dass es bei Rader um viel mehr geht, als jungen Autoren eine Chance zu geben, ihre Geschichten in die Welt zu bringen. Viel mehr will Rader die Kreativität der Autoren anzapfen und klauen. Wer wie ich ein Kind der 90er ist, der muss sofort an Space Jam mit der NBA-Legende Michael Jordan denken. Witzigerweise ist das bei weitem nicht die einzige Referenz, die Hazelight ins Spiel untergebracht hat.
Eine Hommage an Bekanntes
Denn Split Fiction war beim Durchspielen für mich eine Mischung aus Tributen aus jüngster und älterer Vergangenheit. Neben der Space Jam Referenz werden in den einzelnen Kapiteln nämlich zahlreiche Gameplay Elemente mit Tributen gespickt. Egal ob beispielsweise Harry Potter, Dark Souls, Baba Yaga, Crash Bandicoot oder auch das gute alte Flippern. Zahlreiche Easter Eggs wurden mit viel Liebe über die acht Kapitel verstreut. All diese liebevollen Erinnerungen als abwechslungsreiches und verspieltes wieder zu erleben, lässt bei mir einfach das Herz aufgehen.
Aber lasst euch nicht täuschen, Hazelight Studios haben ebenfalls eine gehörige Portion Humor mit ins Spiel gepackt. Ob wir nun einem Gespräch zweier bekannter Charaktere aus einem anderen Franchise lauschen, die darüber diskutieren, ob sie lieber eingesperrt bleiben oder doch ins Nirvana verschwinden. Oder wir bei einer hektischen Verfolgungsjagd als Beifahrer am Handy mal eben kurz auf ganz entspannt ein Captcha lösen müssen. Es gab auch einiges zu lachen. Und genau das macht eben ein gutes Coop-Spiel aus.
Spiegel der Realität
Natürlich latschen wir nicht einfach nur durch diese beiden Welten und alles ist Friede, Freude, Eierkuchen und wir haben eine gute Zeit. Denn wir lernen im Laufe der Geschichte auch, warum Zoe und Mio ihre Welten so gestalten, wie sie es tun. Und wie alles im Leben gibt es nicht nur Gutes. Oft werden wir nämlich auch mit den unschönen Dingen des Lebens konfrontiert. Und in den beiden Welten von Zoe und Mio werden eben diese als teilweise riesige Bosse dem Spieler entgegengestellt. Also müssen wir uns gemeinsam diesen Herausforderungen stellen. Das erfordert mal Geschick, mal Koordination und mal einfach gutes Teamplay. Selbst bei den Bosskämpfen, die nicht wirklich extrem fordernd sind, hat sich das Team um eine abwechslungsreiche Erfahrung bemüht. Und das auch mit vollem Erfolg.
Die perfekte Mischung
Natürlich hätte ich jetzt noch viel mehr ins Detail gehen können was die Story, die Bosse und die Easter Eggs angeht. Aber ich möchte niemanden spoilern, sondern rate euch wirklich, euch das Spiel mit einem Freund anzuschauen. Abseits vom verspielten Gameplay und der Grafik, hat Split Fiction nämlich wirklich Tiefgang und auch Abgründe, die ich im Vorfeld niemals so erwartet hätte. Aber nicht dass ihr das falsch versteht: gerade auch diese Abgründe und düsteren Elemente stehen dem Spiel zwar konträr gegenüber, sind aber meiner Meinung nach eher positiv als negativ zu betrachten. Es ist nicht einfach nur ein Spiel für Kinder, sondern ein guter Spiegel der Realität, in der wir nunmal auch mit unschönen Dingen zurechtkommen müssen. Das Schöne daran ist aber auch, dass beide Protagonisten mit eigenen Widrigkeiten zu kämpfen haben und auch während dieser chaotischen Reise nicht nur für sich stärker werden, sondern auch eine Freundin in der jeweils anderen gefunden haben.
The Review
Split Fiction (PC)
Split Fiction ist mehr, als es auf den ersten blick vermuten lässt. Es ist ein Coop-Meisterwerk, welches nicht nur zahlreiche Tribute mit einer verspielten Grafik kombiniert, sondern auch mit Abgründen einen Spiegel vor die Realität hält. Die Vergangenheit und Entwicklung der Charaktere verleihen dem Spiel einen nicht zu erwartenden Tiefgang. Wer Coop-Spiele liebt, der sollte dieses Abenteuer nicht verpassen. Und da das Spiel einen Freundespass hat, reicht es sogar, wenn nur einer das Spiel besitzt um es gemeinsam Spielen zu können.
PROS
- abwechslungsreiches Gameplay
- Charaktere mit Tiefgang
- Humor
- zahlreiche Tribute an andere IPs und Filme
- spannende Geschichte
- Freundespass
CONS
- winzige Bugs (kaum nennenswert)