Simulationsspiele haben in den letzten Jahren immer wieder spannende Nischen gefunden – vom Truck-Fahren bis zum Rasenmähen. Mit dem Deconstruction Simulator werfen uns Games Incubator und Hypnotic Ants nun in den Alltag eines Abrissunternehmers. Doch stellt sich die Frage: Schafft es das Spiel, den Reiz von Abriss, Sammeln und Unternehmensaufbau so zu verbinden, dass wir langfristig motiviert bleiben?
Abrissunternehmer mit eigener Firma
Die Geschichte startet simpel: Nach einem misslungenen Job verlieren wir unsere Anstellung und gründen kurzerhand unser eigenes Unternehmen. Mit einem kleinen Lager, einem Transporter und den nötigsten Werkzeugen beginnen wir unseren Neustart. Doch schon bald rückt die Story in den Hintergrund, denn die Aufträge bestimmen den Spielalltag.
Die Missionen reichen vom Abriss einzelner Wände bis hin zum kompletten Niederreißen eines Hauses. Häufig müssen auch Möbel oder Einrichtungsgegenstände für den Kunden abgebaut und in dessen Wagen verladen werden. Manche Aufträge verlangen Sammelobjekte wie Fenster oder Stühle, die wir aber selten parat haben. Dadurch fühlen sich einige Missionen eher wie Pflichtaufgaben an, die sich finanziell kaum lohnen.
Zwar bringt das Spiel eine ordentliche Anzahl verschiedener Gebäude mit, aber es wiederholen sich schnell ähnliche Strukturen. Kurze Beschreibungen der Kunden liefern kleine Hintergrundinfos, ersetzen aber keine echte Story. Umfang und Abwechslung sind also vorhanden, aber nicht so stark, dass wir dauerhaft gefesselt bleiben.
Werkzeuge, Aufträge und Recycling
Im Mittelpunkt steht die praktische Arbeit: Aus der Ego-Perspektive reißen wir Mauern ein, schrauben Küchenteile ab, schleppen Möbel oder sortieren Teile für den Transport. Hierbei haben wir die Wahl zwischen vorsichtigem Abbau, um Gegenstände weiterzuverkaufen, oder grobem Zerstören, bei dem nur noch Schutt übrig bleibt. Dieser Schutt kann recycelt werden und bringt zusätzlich Geld ein, wenn auch begrenzt durch das Ladevolumen des Transporters.
Finanzielle Entscheidungen spielen eine große Rolle. Wir müssen laufende Kosten wie Treibstoff oder Lagerhaltung im Blick behalten und gleichzeitig in bessere Werkzeuge investieren. Dass aber ein neuer Kuhfuß 1.000 Dollar kostet, während ein kompletter Abrissauftrag nur 600 Dollar einbringt, wirkt unausgeglichen und nimmt der Wirtschaftssimulation etwas die Glaubwürdigkeit.
Die tägliche Auswahl an Aufträgen ist begrenzt, was Entscheidungen erzwingt: Lohnen sich die kleinen Jobs oder warten wir auf besser bezahlte Aufträge? Mit wachsendem Fortschritt lassen sich Lager, Werkzeuge und Fahrzeuge erweitern, ein solider Motivationsfaktor, der aber unter den Wiederholungen der Aufgaben leidet. Probleme mit der Physik, umständliches Stapeln von Objekten und Übersetzungsfehler zeigen zudem, dass hier noch Feinschliff fehlt.
Unscharfe Texturen und schwache Performance
Grafisch bewegt sich der Deconstruction Simulator auf durchschnittlichem Niveau. Gebäude sind abwechslungsreich gestaltet, und teils bereits beschädigte Strukturen bringen etwas Vielfalt. Jedoch wirkt mir die Vollversion grafisch schwächer als die Demo: unscharfe Texturen, schwammige Darstellung und deutliche Einbrüche der Bildrate, sobald viel Schutt gleichzeitig sichtbar ist.
Technisch zeigen sich weitere Schwächen: Abstürze beim Wechseln der Einstellungen, hängende oder falsch beschriftete Objekte und Missionen, die nicht als abgeschlossen erkannt werden. Auch unrealistische Situationen wie schwebende Dächer trüben das Bild. Positiv ist immerhin, dass keine gravierenden Bugs den Spielfortschritt komplett blockieren. Dennoch wirkt die technische Umsetzung unfertig und mindert den Spielfluss spürbar.
Laute Türen und fehlende Effekte
Die Soundkulisse ist funktional, aber unausgeglichen. Geräusche wie berstende Wände oder klirrendes Glas vermitteln ein authentisches Gefühl von Abrissarbeiten, doch es fehlen teilweise wichtige Soundeffekte. Besonders störend ist die übertriebene Lautstärke mancher Aktionen – etwa das Zuschlagen einer Fahrzeugtür im Lager, das sich nicht separat regulieren lässt.
Musikalisch bleibt das Spiel minimalistisch, wodurch die Baustellengeräusche im Vordergrund stehen. Das sorgt anfangs für Atmosphäre, wirkt aber über längere Spielsessions monoton. Eine abwechslungsreichere oder dynamische Soundgestaltung hätte hier für deutlich mehr Stimmung gesorgt.
The Review
Deconstruction Simulator (PC)
Zurück zur Eingangsfrage: Schafft es der Deconstruction Simulator, Abriss, Sammeln und Unternehmensaufbau so zu verbinden, dass wir langfristig motiviert bleiben? Meine Antwort: nur teilweise. Die ersten Stunden machen großen Spaß – Häuser zerlegen, Möbel demontieren und das eigene Lager aufbauen ist motivierend. Doch schon bald zeigen sich Schwächen: technische Probleme, unausgeglichenes Balancing, Wiederholungen bei den Missionen und fehlender Feinschliff. Wer Spaß an handwerklich angehauchten Simulatoren hat und gerne sein eigenes Unternehmen langsam wachsen sieht, wird einige unterhaltsame Stunden verbringen. Wer hingegen eine fesselnde Story, technische Stabilität oder dauerhafte Abwechslung erwartet, dürfte schneller die Lust verlieren. Der Deconstruction Simulator ist also eher ein kurzweiliger Zeitvertreib als eine Simulation, die uns langfristig fesselt.
PROS
- Abwechslungsreiche Abrissaufträge
- Kombination aus Abriss und Wirtschaft
- Recycling-System, Möbel & Bauteile als zusätzliche Einnahmequelle
- Ego-Perspektive vermittelt ein direktes Mittendrin-Gefühl
- Leicht verständliche Steuerung
CONS
- Story tritt nach kurzer Einführung völlig in den Hintergrund
- Missionen wiederholen sich schnell
- Balancing der Wirtschaft unausgeglichen
- Häufige Bugs und technische Probleme
- Soundeffekte unausgeglichen
- Physik oft ungenau