Wer hätte gedacht, dass uns ein SpongeBob-Spiel im Jahr 2025 wieder so neugierig machen würde? SpongeBob Schwammkopf: Giganten der Gezeiten wirkt auf den ersten Blick wie ein typisches Lizenzspiel, doch sobald wir die ersten Minuten gespielt haben, merken wir schnell, dass hier doch etwas Besonderes steckt. Humor, Charme und der Geist der frühen Serienjahre treffen auf moderne 3D-Platforming-Mechaniken und genau diese Mischung macht das Spiel so interessant. Die Frage ist nur: Reicht das, um alte Fans und neue Spieler gleichermaßen abzuholen?
Wir haben uns zusammen mit SpongeBob und Patrick in das Abenteuer gestürzt, sind Geistern ausgewichen, über endlose Rutschbahnen gefegt und haben über mehr als nur einen merkwürdigen Logikfehler geschmunzelt. Am Ende bleibt der Eindruck eines Spiels, das viele richtige Entscheidungen trifft, manche mutige Ideen ausprobiert und gleichzeitig an ein paar altbekannten Kinderkrankheiten scheitert. Doch der Weg dorthin macht überraschend viel Spaß.
Ein überdrehter Streit, der Bikini Bottom ins Chaos stürzt
Die Geschichte beginnt im Krusty Krab, wo eine seltene Rabattaktion für halbe Krabby Patty Preise eine Menschenmenge, oder besser gesagt eine Fischmenge, anzieht. Dieses ohnehin schon chaotische Szenario eskaliert, als der Flying Dutchman nach stundenlangem Warten endlich bestellen möchte und ausgerechnet in diesem Moment König Neptun den Laden betritt und sich selbstherrlich vordrängelt. Die beiden geraten sofort aneinander, und ein Streit zweier übernatürlicher Egos entfesselt ein Durcheinander, das Bikini Bottom sprichwörtlich auf den Kopf stellt.
Während sich Geister über die Stadt hermachen, wird sogar SpongeBob selbst kurzzeitig in eine gespenstische Version verwandelt. Patrick, natürlich wie immer loyal, taucht sofort auf, um seinem besten Freund beizustehen. Dank ihrer BFF-Ringe können die beiden jederzeit die Rollen tauschen, und genau diese Fähigkeit bildet die Grundlage ihres gemeinsamen Abenteuers.
Die Art und Weise, wie die Handlung erzählt wird, erinnert stark an mehrere miteinander verwobene Folgen der Serie. Die Geschichte bleibt bewusst leicht und verspielt, konzentriert sich auf kurze Abschnitte und verbindet sie zu einem durchgehenden Abenteuer. Das sorgt zwar für ein hohes Tempo und viele humorvolle Momente, nimmt aber auch etwas von der Tiefe, die ein vollumfängliches Story-Spiel bieten könnte. Dennoch bleibt die Inszenierung stimmig und trifft den Charme der alten Cartoon-Episoden erstaunlich gut.
Auch die Einbindung der bekannten Figuren funktioniert wunderbar. Ob Mrs. Puff, die unfreiwillig gemeinnützige Arbeiten verrichten muss, oder Larry, der uns nach schwierigen Abschnitten zu kleinen Wettkämpfen motiviert, jede Figur taucht im richtigen Moment auf und wirkt nie wie ein liebloser Pflichtauftritt. Besonders Fans früherer Staffeln werden immer wieder kleine Anspielungen entdecken, die das Herz höherschlagen lassen.
Was die Schauplätze betrifft, zeigt sich das Spiel allerdings von einer etwas einseitigen Seite. Viele der Level bestehen aus ähnlichen, steinernen Umgebungen, die optisch an antike griechische Kulissen erinnern. Das passt zwar zur Geschichte, bietet aber auf Dauer zu wenig Abwechslung. Ein paar Gebiete stechen heraus, etwa ein verschneiter Bergabschnitt mit einer zunehmend hibernierten Sandy, der sowohl atmosphärisch stark wirkt als auch eine unerwartete humorvolle Note besitzt. Gleichzeitig wirkt genau dieses Areal so, als sei es etwas zu spät oder zu früh in die Handlung eingeordnet worden, wodurch es beinahe wie ein seitlicher Abstecher erscheint.
Der Umfang des Spiels fällt überraschend kompakt aus. Wir erreichen das Ende recht zügig, was einerseits angenehm kurzweilig, andererseits etwas unbefriedigend ist. Wer aber Lust hat, abseits des Hauptpfades wirklich jeden Winkel zu erkunden, Kostüme freizuschalten und versteckte Aufgaben zu lösen, wird deutlich mehr Zeit investieren können.
Ein dynamisches Duo und ein gelungener Rollenwechsel
Das Gameplay dreht sich vor allem um die Zusammenarbeit zwischen SpongeBob und Patrick. Dank ihrer BFF-Ringe können sie sich jederzeit austauschen, was in der Praxis erstaunlich nahtlos funktioniert. Dieser Rollentausch ist kein großes Event, sondern passiert ohne Unterbrechung, sodass wir uns voll auf die jeweilige Spielsituation konzentrieren können. Beide bewegen sich ähnlich, springen, gleiten und schlagen Gegner, doch ihre Fähigkeiten unterscheiden sich auf spielerisch sinnvolle Weise.
SpongeBob setzt verstärkt auf Geschicklichkeit. Sein karateähnlicher Angriff funktioniert teilweise wie eine Homing-Attack, wodurch wir Gegner schnell erreichen können. Sobald wir die Seifenblasenfähigkeiten freischalten, erweitern sich seine Möglichkeiten erheblich. Wir können aus der Distanz Schalter aktivieren, Trampoline aufblasen oder Gegner in Blasen einschließen, wodurch ganz neue Wege und Knobelaufgaben entstehen.
Patrick dagegen setzt auf rohe Kraft und pragmatische Lösungen. Er kann schwere Objekte tragen, Projektile zurückwerfen, Hindernisse aus dem Weg ziehen und sich sogar unter der Erde durchlockern, auch wenn dieses Element in der Serie selbst nie existiert hat. Besonders im Kampf zeigt sich Patricks Stärke: Manche Gegner, die SpongeBob mühsam abarbeiten muss, lassen sich mit Patricks geworfenen Objekten deutlich schneller ausschalten.
Diese beiden Herangehensweisen ergänzen sich wunderbar. In vielen Situationen denken wir unter Zeitdruck darüber nach, welche Figur gerade die bessere Wahl ist. In Kampfarealen entsteht ein flüssiges Hin und Her, während wir uns durch die wachsenden Gruppen an Geistern kämpfen. Das Leveldesign bleibt grundsätzlich linear, aber fast jede Umgebung ist mit Geheimnissen, Alternativwegen und kleinen Denkaufgaben ausgestaltet, die oft anspruchsvoller sind als der Weg zum Ziel.
Trotz dieser gelungenen Struktur hat das Gameplay auch Schwächen. Vor allem technische Unfeinheiten wie gelegentlich verzögerte Sprünge oder eine Kamera, die sich manchmal an ungünstigen Stellen verfängt, können den Spielfluss stören. Einige Kinder und weniger geübte Spieler erleben deshalb kleine Frustmomente, etwa wenn eine Sprungpassage zu knapp bemessen ist oder die Perspektive wichtige Plattformen verdeckt.
Besonders kontrovers sind die zahlreichen Rutschabschnitte. Diese Passagen sind sehr lang, häufig unerwartet und wirken nicht selten wie künstlich eingesetzte Übergänge zwischen zwei Arealen. Während wir diese Abschnitte eher als Füllmaterial empfinden, können jüngere Spieler durchaus Freude an dem Geschwindigkeitsgefühl und dem Zeitdruck haben. Manche Rutschbahnen dauern jedoch vier bis fünf Minuten, was für ein eigentlich leichtes Plattformspiel schlicht zu viel ist.
Ein weiterer, unfreiwillig komischer Aspekt betrifft das Verhalten im Wasser. Obwohl wir uns in einer Welt unter Wasser befinden, sterben wir sofort, wenn wir ins Wasser fallen. Selbst Kinder bemerken diesen Widerspruch sofort, was die Situation umso kurioser macht. Dass wir uns später mit einem Geistersurfbrett über Wasserflächen bewegen müssen, verstärkt diesen Logikbruch noch weiter.
Ein Cartoon-Stil, der Spaß zulässt, aber nicht jedem gefällt
Optisch verfolgt das Spiel einen modernen Cartoon-Stil, der sich an den jüngeren 3D-Produktionen der SpongeBob-Filme orientiert. Die Figuren bewegen sich sehr elastisch, häufig mit übertriebenen Gesten und verzerrten Gesichtsausdrücken, was den Humor deutlich verstärkt. Viele Gags funktionieren gerade durch diesen “rubberhose”-artigen Animationsstil ausgesprochen gut. Besonders in Cutscenes sorgt die visuelle Überdrehtheit für einige der besten Lacher.
Gleichzeitig fällt auf, dass der Grafikstil nicht immer an die Vorlage der Serie erinnert. Manche Oberflächen wirken beinahe plastisch, fast wie Figuren aus Knete oder Vinyl. Besonders Kinder bemerken diesen Unterschied sofort, gewöhnen sich aber meist schnell daran. Während die Animationen überzeugen, sind einige Umgebungen weniger abwechslungsreich gestaltet. Viele Bereiche teilen eine ähnliche Farbgebung und Bauweise, was langfristig etwas eintönig wirkt.
Trotz dieser Kritikpunkte steckt enorm viel Liebe in vielen Details. Kleine Hintergrundgags, versteckte Anspielungen oder kurze visuelle Scherze sorgen dafür, dass wir uns immer wieder dabei ertappen, wie wir kurz stehenbleiben, um etwas genauer zu betrachten. Der Moment, in dem Mr. Krabs in einer Szene mit grotesk verlängertem Hals aus dem Bild gezogen wird, oder die Tatsache, dass SpongeBobs Gleiter eine Krusty-Krab-Pizzaschachtel ist, zeigen, wie viel Liebe und Humor im Animationsstil steckt.
Starke Sprecher, gute Musik, aber kleine Probleme im Feinschliff
Ein großer Pluspunkt des Spiels ist die Rückkehr vieler Originalsprecher. Dadurch entsteht sofort ein vertrautes Gefühl, besonders wenn Clancy Brown als Mr. Krabs oder Brian Doyle-Murray als Flying Dutchman zu hören sind. Letzterer bringt so viel Erfahrung und Charisma mit, dass viele der besten Witze nur dank seiner Stimme so gut funktionieren. Die Sprechleistungen sind insgesamt großartig und wirken authentisch, egal ob es sich um ernste, chaotische oder völlig absurde Momente handelt.
Die Musik unterstützt die Atmosphäre mit fröhlichen Ukulele- und Lap-Steel-Gitarrenklängen, die hervorragend zum Gesamtbild passen. Gleichzeitig fehlen ikonische Serienmelodien, was manchmal etwas ungewohnt wirkt, aber dem Gesamtpaket nicht schadet. Die Soundkulisse ist grundsätzlich solide, hat jedoch ein paar technische Schwächen. Dialogzeilen wiederholen sich spürbar häufig, manche NPC-Stimmen sind zu laut oder zu leise, und Karens Stimme klingt erstaunlicherweise nicht wie ein Computer, was Fans sofort bemerken.
Trotz dieser kleinen Probleme trägt die Kombination aus Sprecherleistung, Musik und Soundeffekten erheblich zur Stimmung bei und sorgt dafür, dass das Spiel immer wieder kleine Momente voller Charme und Humor erzeugt.
The Review
SpongeBob Schwammkopf: Giganten der Gezeiten (PC)
SpongeBob Schwammkopf: Giganten der Gezeiten überrascht mit viel Charme, gelungenem Humor und einer liebevollen Umsetzung, die vor allem dank der Originalsprecher hervorragend funktioniert. Das Abenteuer bleibt leicht, unterhaltsam und zugänglich, erreicht aber nie die Tiefe oder Abwechslung, die ein moderner 3D-Platformer bieten könnte. Der kurze Umfang, technische Schwächen und wiederkehrende Designprobleme halten das Spiel davon ab, ein echtes Highlight zu werden. Für Fans und jüngere Spieler ist es dennoch ein spaßiges, warmherziges Erlebnis, nur eben ein recht kurzes.
PROS
- Authentischer SpongeBob-Humor
- Charmanter, cartoonhafter Grafikstil mit vielen visuellen Gags
- Einsteigerfreundlicher Schwierigkeitsgrad
- Viele Sammelobjekte und optionale Herausforderungen
- Gelungene Cutscenes mit guten Witzen
CONS
- Recht kurzer Gesamtumfang
- Wenig abwechslungsreiche Levelumgebungen
- Unausgewogenes Audio-Mixing
- Kamera-Probleme und gelegentliche Clipping-Bugs
- Manche Rätsel für Kinder zu hektisch

