Schon drei Wochen vor Release wurde bekannt, dass 89 bekannte Features aus den alten Sims-Teilen fehlen. Beispielsweise wird es keine Krankheiten, keine Pools, keine Kleinkinder, keine Ängste und auch keine Geister geben. Kann so Sims 4 überhaupt überzeugen?
Wie schon von den anderen Teilen bekannt, beginnt man, solange man keine vorgefertigte Familie spielen will, mit dem Bau der eigenen Sims. Hier lässt sich eigentlich jeder Wunsch verwirklichen. Statt den Schiebereglern lassen sich die Körperformen durch direktes ziehen und schieben verändern, dadurch hat man noch mehr Möglichkeiten auch bekannte Gesichter nachzubauen.
Ähnlich wie bei Sims 3 lassen sich auch hier wieder Eigenschaften bestimmen. Neben dem Bestreben, das das Verhalten der Sims steuert und wobei man zwischen Wissen, Beliebtheit, Vermögen, Sport und noch vielen weiteren aussuchen kann, gibt es die altbekannten Merkmale wie kindisch, Snob, aktiv oder auch neue wie Vielfraß, Spinner und Bro. So kann man seine Sims ganz individuell erstellen und sich auf viele lustige Stunden freuen.
Auch wenn man zur Kleidung seines Sims kommt, wird man nicht enttäuscht. Die einzelnen Kategorien sind sinnvoll sortiert und so findet man sich bei den vielen neuen Möglichkeiten für Kombinationen schnell zurecht. Der einzig negative Punkt ist, dass man seine Kleidung nicht mehr individuell einfärben kann, wodurch man leider nur auf die Vorauswahl der Farben, die oft beschränkt ist, zugreifen kann. Nur leider fällt direkt auf, dass es keine Badekleidung gibt. Wie auch ohne Pool?
Eine weitere Neuerung besteht hinsichtlich der Genealogie. Nun lassen sich nicht mehr nur Kinder genetisch aus den Eltern zusammen würfeln, sondern auch Geschwister, Tanten und Großeltern können leicht erstellt werden. Nur leider fällt direkt auf, dass es keine Kleinkinder gibt, was mich persönlich wirklich enttäuscht. Mal sehen, wie sich das im Spiel auswirkt. Dennoch ist das erste Fazit zu Create-a-Sim positiv.
Anschließend kann man zwischen zwei Spielwelten entscheiden mit ungefähr 20 Privatgrundstücken und einigen Gemeinschaftsgrundstücken wie Parks, Fitnessstudio oder Bibliothek. Wenn man sich nicht einfach ein Haus mit Einrichtung kaufen will, geht es nun zum Hausbaumodus. Und auch dieser weiß mit seiner Auswahl und seinen Möglichkeiten zu überzeugen. In vielen Bereichen wurde aufgestockt, so kann man bei Fenster und Türen nun auch zwischen verschiedenen Höhen entscheiden und hat so noch mehr Möglichkeiten alles nach seinem Belieben zu bauen. Auch von weiteren Verbesserungen werden Hobby-Architekten begeistert sein: So kann man das Dach aus verschiedenen Formen zusammenfügen, Fundamente können nachträglich und stufenlos gebaut werden, und und und. Weiterhin gibt es tolle Möglichkeiten bei der Inneneinrichtung. Man kann zwischen einer großen Auswahl von Farbmustern, Tapeten und Teppichen entscheiden. Doch auch hier fehlt das Farbrad, um Farben individuell zu gestalten.
Auch stellen sich die Fragen, warum man nicht mehr als drei Stockwerke bauen kann, wo der Keller ist, und wieso es keinen Pool gibt, und auch keinen Geschirrspüler? Viele Basiseinrichtungen, wie Whirlpool, Billardtisch und Laptops fehlen. Vieles wird wohl in einem baldigen Add-On gegeben sein (mit ordentlich Aufpreis), doch trotzdem fehlt es jetzt schon schmerzlich. Ein weiterer positiver Punkt ist, dass man auch schon fertig eingerichtete Zimmer zur Auswahl hat. So kann man, wenn man keine Lust auf den aufwändigen Häuserbau hat, die Farbe der Inneneinrichtung aussuchen und die Zimmer leicht nebeneinander reihen. Insgesamt kann man sagen, dass durch die neuen Tools der Hausbaumodus innovativer und angenehmer gestaltet worden ist als bei seinem Vorgänger.
Wenn man nun auf den Spielmodus wechselt, fühlt man sich zuerst zurückversetzt in den allerersten Sims-Ableger, denn es gibt keine offene Spielwelt mehr. Wobei Sims 3 gerade durch die offene Spielwelt gepunktet hat, die zum entdecken und spielen eingeladen hat. Schon jetzt vermisse ich es, dass man die Verstorbenen nicht auf dem Friedhof beisetzten oder im Wissenschaftslabor wiederbeleben kann. Die Macher von Sims 4 änderten das, weil sie den neuen Teil auch für ältere und schlechtere PCs und Laptops kompatibel machen wollten. Doch so kommt es ständig zu nervenden Ladezeiten, wenn man beispielsweise in die Stadt reisen will, die jedoch im Vergleich zu Sims 3 auch eher enttäuscht. Zwischen 10 und 30 Sekunden kann so ein Ladegang dauern, und da überlegt man sich wirklich zwei Mal, ob man wirklich fahren will. Obwohl von fahren ja wirklich keine rede sein kann, da es KEINE Autos mehr gibt. Die Sims lösen sich einfach in Luft auf, wenn sie zu ihrer Arbeit gehen (die dank der nicht offenen Spielwelt unsichtbar ist). Doch selbst, wenn man nur eben mal den Nachbarn besuchen will, muss man erstmal auf den Ladebildschirm schauen, wodurch der Spielfluss mehr als gestört wird.
Ein weiterer negativer Punkt beim Verlassen des Heimatgrundstücks ist, dass man nicht einfach zu den zuhause gebliebenen Sims zurückspringen kann. Und so ist es ganz schön nervig, wenn die Selbstständigkeit des Sim mal wieder nicht gereicht hat und man einen komplett schlecht gelaunten Sim wiederfindet. Eine ganz wichtige Neuerung sind die Emotionen. Diese Emotionen von todunglücklich bis überglücklich können durch verschiedene Weisen entstehen. So wird der Sim durch dreckiges Geschirr gestört und bekommt schlechte Laune, wenn es im Haus stinkt. Oder auch in der Interaktion mit anderen Sims entstehen verschiedene Emotionen. So muss man jetzt noch genauer darauf achten, was man mit welchem Sim anspricht, damit Freundschaften entstehen können.
Man kann die Emotionen aber auch bis zu einem Gewissen Grad steuern, zum Beispiel kann die Art des duschens entscheiden, ob dein Sim „inspiriert“, „Energiegeladen“ oder „kokett“ ist. Und so kann man seinen Sim durch verschiedene Interaktionen verschiedene Emotionen geben. Doch Vorsicht, wenn dein Sim schlechte Laune hat, ist es kaum möglich Freundschaften zu schließen oder neue Fähigkeiten erlernen. Zu den Fähigkeiten ist zu sagen, dass einige leichter zu erlernen ist, wenn der kleine Computermensch dafür in der richtigen Laune ist. So kann man energiegeladen besser trainieren und inspirierte Sims können besser kochen.
Jeder Emotion stehen außerdem spezielle Aktionen zu, sie beeinflussen also, welche Interaktionsmöglichkeiten in Gesprächen und beim Klick auf Objekte möglich sind. Je nachdem welche Laune der Sim hat, erscheinen links unten drei Wünsche. Wenn man schafft diese zu erfüllen, bekommt man, wie schon aus Sims 3 bekannt, Zufriedenheitspunkte. Sobald man genug zusammen hat, kann man sich Belohnungen davon kaufen. Dazu gehören Tränke zum Verjüngen, Laune aufbessern usw. Das einzig negative an den Emotionen ist, dass dadurch die Standartbedürfnisse sehr in den Hintergrund rücken. Sie sind nicht mehr immer sichtbar, wie bei den Vorgängern, sondern man muss sie durch einen extra Klick öffnen. Das kann leicht nervig sein, da man es schnell auf den Augen verliert und erst daran erinnert wird, wenn es schon fast zu spät ist.
Dennoch muss man sagen, dass die Emotionen dem Spiel einen ganz neuen Touch geben und so wirken deine kleinen Sims nochmal viel lebendiger als jemals davor. Die zweite wichtige Neuheit ist das Multitasking. Unseren Sims ist es nun möglich während des Kochens mit der Familie zu reden oder, was besonders praktisch ist, können sie das Erlernen von Fähigkeiten mit sozialer Interaktion verbinden, wodurch der Tagesablauf etwas entspannter wird. Leider lassen sich die Sims jetzt auch viel leichter ablenken, zum Beispiel redet der Sohn während der Hausaufgaben lieber mit seinem Bruder als sich wirklich auf die Arbeit zu konzentrieren.
Des weiteren wurde auch die Selbstständigkeit der Sims erhöht, so kann man die Sims sich auch mal selbst überlassen, denn jetzt können sie noch mehr Basissachen selbst erledigen. Jedoch fallen zwischendurch immer wieder Bugs dabei auf. Zum Beispiel wechseln die Sims während des Essens am Tisch immer wieder die Plätze. Trotzdem wirkt das Spiel durch diese beiden Neuerungen noch realistischer als seine Vorgänger. Nachdem wir nun all die positiven Seiten von Sims 4 betrachtet haben, müssen wir auch die negativen sehen. Denn gerade die holen einen im Spiel schnell wieder ein. Immer wieder merkt man diese berüchtigten 89 fehlenden Features. Nicht, nur, dass es keine Geister mehr gibt, auch Aliens werden wohl nicht mehr kommen, um unsere Sims zu entführen.
Was wirklich schade ist, dass die Storyentwicklung fehlt. So altern die Nachbarn zwar, bekommen aber keine Kinder oder neue Jobs oder heiraten. Weiterhin fällt auch schnell die fehlende Haaranimation auf. Auch kann man nicht mehr die Lieblingsmusik, -farbe und -essen unserer Sims bestimmen. Des weiteren gibt es keine zufälligen oder unfallartige Tode. Selbst, wenn ein Sim auf dem Grundstück stirbt, kommen die anderen Sims nicht mehr zusammen, um zu trauern, wie es früher der Fall war. Stattdessen laufen sie einfach vorbei als wäre nichts gewesen. Das gleiche Phänomen sieht man bei Prügeleien, wo niemand mehr zum anfeuern oder ausbuhen kommt. Wirklich schade und langweilig! Ferner gibt es nur noch flaches Land und keinen Terraintool mehr.
Auch gibt es keine Kleinkinder mehr, Babys werden also direkt zu Schulkindern, was die Glaubwürdigkeit des Spieles etwas einschränkt. Auch kann man mit den Babys nicht richtig interagieren, es fühlt sich stattdessen eher so an als hätte man mit einem Möbelstück zu tun. Insgesamt wird EA diese fehlenden Elemente wohl bald durch Erweiterungen bringen, die aber wahrscheinlich wieder einiges an Geld kosten werden. Wenn man zu den technischen Details kommt, sieht man, dass die Systemvorraussetzungen “1,8 GHz Intel Core 2 Duo” und “128 MB an Video RAM” nicht sehr hoch sind.
Der Gedanke dahinter ist, dass EA will, dass auch Sims 4 ein weiteres Massenphänomen werden soll wie es auch bei seinen Vorgängern war. Und so muss auch der neue Teil auf schlechteren PCs und Laptops laufen, damit wirklich jeder die Möglichkeit hat Sims 4 ruckelfrei zu spielen. Auf eine technische Besserung sollte man hier also nicht warten. Alles zusammenfassend kann man sagen, dass Sims 4 vor allem bei Create-a-Sim und beim Hausbaumodus punktet, da es dort viele praktische und hilfreiche Neuheiten gibt.
Jedoch fehlen beim richtigen Spiel doch einige Komponenten. Und so vermisst man schmerzlich die meisten Features, die es noch bei Sims 3 gab. Deshalb sollte man auf neue Erweiterungen hoffen, die diese wieder bringen. Trotzdem ist es sehr enttäuschend, dass es diese nicht von Anfang an gab, und EA wieder nur versucht noch mehr Geld rauszuschlagen. Statt Sims 4 jetzt schon rauszubringen, irgendwie unfertig, hätten sie lieber noch ein, zwei Jahre warten sollen und dann mit den entsprechenden Features. Insgesamt ist Sims 4 weder eine Pleite noch ein wirklicher Erfolg. Es bleibt also abzuwarten, wie EA mit den Beschwerden der Fans umgehen wird und was die neuen Erweiterungen bringen.