Eugen Systems bringt mit „Wargame: Red Dragon“ die Fortsetzung der Echtzeit-Taktikspiel-Reihe in das neue Setting ins umkämpfte Asien und verspricht uns darin spannende Kämpfe; zu Land, in der Luft und auch zu Wasser bei noch nie da gewesener Grafik, jedenfalls für ein Strategiespiel. Vier packende Einzelspieler-Kampagnen, ein fordernder Multiplayer und eine vielzahl von kontrollierbaren Einheiten, die für verschiedenste und kreative bewaffnete Konfliktlösungen sorgen, machen Lust darauf den Bösen den Gar aus zu machen und nicht nur für die Kontrolle von Terretorien, sondern auch für Ruhm und Ehre als der beste General des Landes zu kämpfen!
Ich bin zwar in der Regel kein großer Fan von Strategiespielen, doch konnten mich viele Spiele des Genres bereits eines besseren belehren und zudem wurde von Red Dragon behauptet, es sei, im Gegensatz zu den Vorgängern, besonders einsteigerfreundlich. Also habe ich mich gewagt, dieses Spiel für euch zu testen. Vielleicht eine Fehlentscheidung meinerseits?
Besonders bei komplexen Spielen erwartet und erhofft man sich als neuer Spieler eine Einsteigermission, ein Tutorial wenn man möchte. Dementsprechend groß war meine Freude, als ich im Hauptmenü unter der Kampagne auch einen Button mit dem Wort „Tutorial“ sah. Doch als ich auf „Starten“ klickte, kam… nichts. Keine Mission, kein Kurzfilm oder sonst etwas, nein. Die „Tutorial-Mission“ ist im Grunde nichts, als ein digitales Handbuch, seitenweise Text, zwar unterbrochen mit Bildern, die alles besser erläutern sollen, doch hauptsächlich Text.
Also stürze ich mich mit gefährlichem Halbwissen in die erste, und angeblich einfachste, Mission. Am Anfang jedes Szenarios, wird die Situation mit einem Kurzfilm erklärt, die Kurzfilme sind schön aufgemacht und erklären alles einwandfrei, sodass man keine Verständnisprobleme mit den Missionszielen hat. Das ist eine Neuerung zu den Vorgängern, wo man jede Kampagne ohne Einweisung starten musste und sich zunächst einmal zurecht finden musste.
Und dann begann das Dilemma. Die Nordkoreaner nehmen langsam aber sicher den Süden ein, der Kontakt zu den nördlichen Truppen ist abgebrochen und wir müssen als höchster verbleibender General die Gebiete, die sich noch in unserer Kontrolle befinden so lange verteidigen, bis die Unterstützung der USA eintrifft. Uns steht nur eine limitierte Anzahl an Truppen zur Verfügung, es liegt also an unserer taktischen Finesse, diese Truppen möglichst effizient zu stationieren. Dabei kommt es teilweise auf sehr feine Details an, denn jede Einheit, jedes Gefährt, alles hat verschiedene Statuswerte und die Liste der Einsehbahren Statuswerte ist ziemlich groß.
Je besser wir uns im Kampf schlagen, umso mehr Truppen können wir von außerhalb anfordern und umso mehr sinkt die Moral des Gegners. Sinkt allerdings durch Niederlagen unsere eigene Moral, haben wir einen entscheidenden Nachteil. Einzelne kleine Details können den Spielverlauf stark beeinträchtigen.
Hat man endlich in einer umkämpften Provinz seine Truppen und Batallione stationiert, kann der Kampf losgehen. Klassisch stürtzt man sich in die Echtzeit-Simulation und kann auf der Landkarte entweder in der Kartenansicht arbeiten, oder aber so nah wie möglich ranzoomen und jeden einzelnen Panzer genau dort hin fahren lassen, wo man ihn gerne hätte. Dabei ist besonders die Atmosphäre gelungen. Je weiter man weg ist, umso leiser werden die Kamfgeräusche. Ist man komplett in der Kartenansicht, so hört man um sich nur Stimmen oder Tastaturen, als säße man in der Militärzentrale.
Der Multiplayer bringt keine starken Neuerungen mit sich. Weiterhin gibt es drei Spielmodi: „Eroberung“, „Zerstörung“ und „Ressourcen“. Bei Eroberung geht es darum, seine eignen Punkte auf der Karte zu halten sowie andere zu Erobern. In „Zerstörung“ müssen wir die Einheiten der Gegner zerstören, je mehr Einheiten man zerstört, je mehr Punkte werden einem gutgeschrieben, und zwar immer so viele Punkte, wie die Einheit gekostet hat. Und zu guter Letzt, „Ressourcen“: Man muss mit so wenigen Einheiten wie möglich versuchen, seine Position zu halten. Jede gekaufte einheit bedeutet einen Punkteverlust, wer die wenigsten Ressourcen gebraucht hat, gewinnt diesen Modus. Leider gibt es keinen neuen Spielmodus, nur die selben wie schon bei den Vorgängern.
Auch die generellen Neuerungen im Multiplayer halten sich in Grenzen. Und das größte Problem stellen die hoch angepriesenen neuen Seeschlachten dar. Diese sind momentan noch nicht ausbalanciert genug, da es zur Zeit so aussieht, dass immer derjenige gewinnt, welcher die meisten Einheiten in den Kampf schickt. Somit sehen Seeschlachten folgendermaßen aus: Ein Rudel großer Schiffe fährt auf ein anderes Rudel großer Schiffe zu. Explosionen, Rauchwolken, irgendjemand gewinnt.
Ich habe dieses Spiel getestet, damit ich nicht immer das selbe Spiele, damit ich auch mal in neue Genres eintauchen kann und einen Tapetenwechsel bekomme. Ich habe mir erhofft, dass ich mich in diesem Spiel nach einiger Zeit zurecht finden kann, auch wenn das ein wenig dauern würde. Doch leider ist Wargame: Red Dragon keineswegs so einsteigerfreundlich wie behauptet wird. Wenn man Wargame-Veteran ist, dann kann man sich dieses Spiel problemlos zulegen, auch wenn es einige Langzeit-Spieler stellenweise, durch die geringen Neuerungen oder die etwas einseitigen Kampagnen, enttäuschen könnte.
Wer gar keine Erfahrung mit jeglicher Art von Strategiespiel hat, für den ist dieses Spiel nichts. Doch wer Strategiespiel-Fan ist, besonders Echtzeit-Strategiespiel-Fan, der wird an „Wargame: Red Dragon“ seinen Spaß finden. Jedenfalls für ein paar Missionen und Multiplayer-Runden.