Im Laufe der Jahre haben wir gelernt, dass Fortsetzungen immer ein großes Problem besitzen und zwar die Erwartungen der Fans zu erfüllen. Häufig ist es so, dass Fortsetzungen dieser nicht gerecht werden, obwohl sie Qualitativ auf Augenhöhe sind oder sogar um Nuancen besser. Diese große Hürde hat auch Entwickler Naughty Dog mit der Fortsetzung von The Last of Us zu meistern.
Wie sie dies gemeistert haben und ob sie es geschafft haben, diese Hürde zu überspringen schauen wir uns in dieser Review an.
Die Story von The Last of Us Part 2 spielt fünf Jahre nach den Ereignissen von The Last of Us. Ellie und Joel haben mittlerweile eine Heimat in einer Siedlung in Jackson, Wyoming gefunden. Mehr möchte ich an dieser Stelle auch nicht ins Detail gehen, da ich niemandem das außergewöhnliche Storytelling vorweg nehmen will und auf keinen Fall Spoilern möchte. Doch ich möchte versuchen, euch die Story näher zu bringen, da diese echt erstklassig ist. Wer schon die Chance hatte The Last of Us, also den Vorgänger zu spielen, wird den Nachfolger lieben.
Der zweite Teil, versucht allen Erwartungen gerecht zu werden und schafft es diese zu erfüllen. Zwar beginnt die Story des Spiel etwas schleppend, aber das hat auch einen Grund es sind mittlerweile 5 Jahre vergangen. Wir müssen eine neue Beziehung zu den Charakteren aufbauen und die Situation erstmal richtig erfassen. Wie ja schon erwähnt wir haben mittlerweile eine neue Heimat gefunden, weshalb uns Naughty Dog die Chance gibt diese erstmal kennenzulernen. Zudem haben sich auch die Charaktere weiterentwickelt, menschlicher und greifbarer, wie auch die Erzählungen. Ich finde es Herzergreifend die Geschichte von Elli und Joel im zweiten Teil mitzuerleben. Genauso wie schon der Vorgänger erleben wir Szenen die emotional und glaubwürdig vermittelt werden. Naughty Dog geht hier im wahrsten Sinne des Wortes an die Schmerzgrenze. Es gibt Momente, die einen so berühren, die so überraschend, so schlimm oder so eindringlich sind, dass ich den Controller zur Seite legen musste. Entweder weil ich einfach Angst vor dem hatte was vor mir lag oder weil ich so sehr ergriffen war, dass ich die erlebte Situation einfach mal sacken lassen musste.
Auch Abseits der Story geht Naughty Dog einen großen Schritt weiter und gibt uns einige Freiheiten. Waren die Kapitel die Maps von The Last of Us noch wie lineare Levelschläuche angeordnet, ist die Spielwelt von Part 2 weitläufiger. Wir erhalten deutlich mehr Freiheiten, mehrere riesige Areale mit etlichen Abzweigungen, die uns auch Abseits Story relevante Pfade bieten. Zudem können wir überall was entdecken, nahezu jeder Winkel, jeder Schrank und jede Schublade ist vollgestopft mit Ressourcen zum Crafting, wie auch Waffen. Definitiv geht uns in der Spielwelt von Part 2 nichts zu neige. Wie schon im Vorgänger sind Crafting wie auch Modding sehr wichtige Elemente des Spiels, weshalb wir auch überall auf der Map verteilt Werkbänke finden, wo wir unsere Waffen verbessern können. Hilfsmittel wie Medikits zum Beispiel können wir hingegen jederzeit bauen. Das Crafting kann man aber auch etwas negativ ansehen. Zwar helfen uns die optimierungen und verbesserungen an unseren Waffen in der Story weiter und leichter fortzuschreiten, doch leider reißen sie uns auch öfters durch das looten aus der Story heraus.
Mir gefällt vor allem das Verhalten und bewegen von Elli sehr, dadurch das sie erwachsener geworden ist, ist sie nicht mehr das junge zierliche Mädchen. Im Vorgänger agierten wir mit den recht trägen Joel, jetzt agieren wir mit der agileren Elli, mit der kein Hindernis unumwindbar erscheint. Dank der neuen Klettermoves eröffnen sich neue Möglichkeiten, die auch Naughty Dog nutzt. Zudem erhalten wir auch Rätsel und verschiedene Tricks die es uns ermöglichen neue Pfade zu gehen. Ellies neue Fortbewegungsmöglichkeiten sind weit komplexer als im Vorgänger und steuern sich einfacher und intuitiver. Man könnte es schon mit Uncharted vergleichen jedoch nicht ganz, da sich Elli im Vergleich zu Drak schwerfälliger anfühlt und somit auch realistischer.
Neben den Fortbewegen und den Sammeln sind vor allem die Kämpfe in dieser postapokalyptischen Geschichte für unser Überleben sehr wichtig. Hier wird sich jeder der den Vorgänger schon gespielt hat sehr schnell eingewöhnen. Doch Elli hat einiges mehr zu bieten als das was wir vom Vorgänger kennen. In Part 2 setzt sie mehr auf Wendigkeit und Flexibilität, womit sich Auseinandersetzungen deutlich flotter und abwechslungsreicher anfühlen. Zudem hat Naughty Dog an der KI unserer Gegner gearbeitet, wie auch unserer Begleiter, was uns schon dazu zwingt überlegter und taktischer in die Auseinandersetzungen zu gehen. Vor allem unsere Begleiter wirken nicht mehr wie der unsichtbare Elefant im Porzellanladen, der sich frei durch die Reihen von Clicker und Co schlängelt. Sondern sie bewegen sich realistisch, gehen in Deckung und schleichen wie wir und die Gegner zu eliminieren.
Grafisch ist das Action-Abenteuer eine offenbarung. Nicht nur das die Umgebung wieder mal wundervoll ins Szene gesetzt wurde, sondern auch die Mimik von Elli, die uns einfach in den Bann zieht. Die hervorragende Mimik der Charaktere, die Gesichtszüge die zur jeweiligen Situation wie die Faust auf Auge passen, nahezu real. Diese ziehen einen noch mehr in die Gefühle der Charaktere und lassen sie menschlicher und verletzlicher erscheinen. Selbst die der Gegner. Naughty Dog schreckt hier wahrlich vor nichts zurück und sie gehen wirklich an die bzw. über Grenzen der Moral. Dies zeigt aber wiederum das es in einer postapokalyptischen Welt keine Grenzen gibt, wenn es um das eigene Überleben geht. Zudem weiß Naughty Dog wie weit sie auch gehen dürfen, da es sich nicht wie jedes x beliebige Zombie Spiel anfühlen soll. Damit man dies versteht hat man dies hervorragend grafisch und animativ inszeniert.
Um noch mehr in die Welt hinein zu tauchen und die Story zu erleben, sollte man am besten The Last of Us Part 2 mit Kopfhörern spielen oder mit einer guten Soundbar. Da auch der Sound des Spiels einfach packend und mitreißend ist. Naughty Dog hat hier auf viele Kleinigkeiten und Details gedacht, das man sogar Safes beim knacken hört. Hinzu kommt der tolle Soundtrack und die wuchtigen Soundeffekte.
The Review
The Last of Us Part 2 (PS4)
The Last of Us Part 2 ist ein würdiger Nachfolger des Vorgängers. Die Story wie auch die grafische Inszenierung ist hervorragend und zieht einen gefühlvoll in den Bann. In keinem anderen Spiel habe ich so sehr mit den Figuren mit gefiebert, mitgelitten, mitgeweint und mit gelacht. Part 2 ist eine der emotionalsten Videospiel-Erfahrungen die ich je erlebt habe. Wer schon den Vorgänger liebte, der wird auch Part 2 lieben.
PROS
- Hervorragende & ergreifende Story
- Authentische Charaktere, mit realer Mimik
- Wundervolle Kulissen und Landschaften
- Physikalische und mathematische Rätsel
- Gute Gegner & Begleiter-KI
- Gute Schussmechanik und Waffenwirkung
CONS
- Etwas zu viel Crafting
- Gelegentliche Aussetzer der Begleit-KI