Erneut steht Thedas vor dem Chaos und ein Held ist auserwählt, dieses zu beseitigen. Dragon Age Inquisition verspricht eine große Welt und ein großes Spiel, aber wie schlägt es sich im Vergleich zu den Vorgängern? Können die Ambitionen, die Bioware mit diesem Projekt hat, in die Tat umgesetzt werden?
Story
In Dragon Age: Origins war es an dem Grauen Wächter, der später als Held von Ferelden, gefeiert wurde, die Schrecken die die Verderbnis und zuletzt der Erzdämon selbst über die Welt brachte zu besiegen. In Dragon Age 2 musste Hawke zum Champion von Kirkwall werden um zu versuchen dem Unheil Herr zu werden. In Dragon Age: Inquisition schlüpfen wir schließlich in die Rolle des Herolds von Andraste. Zu Beginn des Spiels gibt es eine Riesenexplosion, in der die Göttliche Justinia und viele der ehrwürdigen Mütter getötet werden. Einher mit der Explosion ging die Entstehung eines riesigen Risses zum Nichts aus dem nun jede Menge Dämonen in unsere Welt kommen. In all dem Chaos gibt es nur eine Person die die Explosion überlebt – unseren Helden, der zwar seiner Erinnerungen beraubt aber sonst weitestgehend unbeschadet aus dem Riss tritt, augenscheinlich von einer geheimnisvollen Frauengestalt wieder in die Welt der Lebenden geleitet – ein Umstand der uns später unter der abergläubischen Bevölkerung den Titel des Herolds von Andraste einbringt. Es muss eine Verbindung zwischen uns und dem Riss geben, denn durch ein magisches Mal in unserer Hand ist es uns möglich diese zu schließen. Natürlich nimmt zunächst jeder an, dass wir etwas mit der Explosion zu tun haben müssen und so werden wir von der Sucherin Cassandra Penthagast, bekannt vom Ende von Dragon Age 2, verhört. Nachdem wir sie aber davon überzeugen können, dass unsere Absichten redlich sind und wir nicht nur willens sondern auch in der Lage sind, Hilfe zu leisten, werden wir vom Gefangenen zum Anführer. Die Kirche ist ihrer Häupter beraubt, Templer und Magier befinden sich im offenen Krieg, und das wiedererstarkte Tevinter sorgt für Alpträume bei Bauern und Edelleuten – in dieser Zeit wird eine neue Inquisition ins Leben gerufen um die Dämonen zu jagen, den Riss wieder zu verschließen, und nebenbei die streitenden politischen Kräfte des Landes wieder unter einem Banner zu einen. Dabei muss man auch herausfinden wer wirklich hinter alldem steckt. Zur Seite hat uns Bioware wiedermal eine ganze Palette von wundervollen Begleitern und NPCs gestellt, sowohl neuen als auch altbekannten. Die Sucherin Cassandra Penthagast und der zwergische Haudegen Varric, die als Erzähler von Dragon Age 2 fungierten, sind ebenfalls mit von der Partie wie Origins-Veteranen Morrigan und ihre Mutter Flemeth. Zu den charmanten Neuzugängen gehören der etwas an Sylvester Stallone erinnernde Iron Bull, die freche Schurkin Sera, oder Dorian, der Magier-Rebell aus Tevinter. Alle sind hervorragend synchronisiert und sorgen mit exzellenten und teilweise sehr witzigen Dialogen für großartige Unterhaltung und Spieltiefe.
Charaktererstellung
Wie für ein RPG üblich beginnt das Spiel natürlich mit der Charaktererstellung. Endlich kann man wieder, nicht wie im Vorgänger, zwischen mehreren Rassen wählen, darunter stehen die Menschen, Elfen, Zwerge und erstmals auch die Qunari zur Auswahl. Als Klassen stehen uns Krieger, Schurke und Magier zur Verfügung, dabei kann jede Klasse über Talentbäume unterschiedlich gestaltet werden, und durch eine von jeweils drei klassenspezifischen Spezialisierungen weiter definiert und verfeinert werden. Der Charaktereditor erlaubt feinste Anpassungen am Gesicht unseres Helden und lässt uns viele Details mittels einer intuitiven Schiebers stufenlos anpassen. Einziges Manko: das Haar ist leider komplett misslungen und sieht abhängig von Farbauswahl entweder wie Stroh oder wie Metalldraht aus.
Steuerung und Kampf
Die Steuerung im Kampf ist im Grunde ähnlich wie bei den Vorgängern. Die von vielen Spielern in Dragon Age 2 vermisste Taktikansicht ist wieder zurück, auch wenn sie sich etwas suboptimal anfühlt. Für diejenigen, die sich auf dieses Feature gefreut haben, könnte es unter Umständen zu einer Enttäuschung kommen. Zum einen ist die Bedienung weder mit der Tastatur noch mit dem Controller wirklich gut umgesetzt, und die Kamera treibt gern ihre Spielchen mit dem Spieler, noch wird sie wirklich benötigt, denn auch wenn es durchaus möglich ist einige Taktikeinstellungen vorzunehmen und seine Squadmember an bestimmte Orte zu schicken, so ist es meist überhaupt nicht nötig. Alle Begleiter, die zusammen mit dem Inquisitor auf Reisen gehen, kämpfen durchaus intelligent mit, so dass es eigentlich ausreicht sie einfach machen zu lassen. Eine Ausnahme bilden hier natürlich die Kämpfe gegen die namensgebenden Drachen. Diese sind durchaus fordernd und man sollte schon aufpassen, dass man genug Tränke dabei hat, bevor man sich in solch einen Kampf stürzt. Diese Kämpfe fordern sowohl Ausdauer als auch Konzentration, und es kann gut und gerne 10 Minuten oder länger dauern bevor man die geflügelten Lindwürmer zur Strecke gebracht hat. Apropos Tränke: hier hat sich Bioware dazu entschieden, die Anzahl der getragenen Tränke standardmäßig auf 8 zu reduzieren (wobei diese Anzahl durch Upgrades erhöht werden kann), wer also gerne mal seinen Trankvorrat benutzt hat um ein bisschen die Vitalität zu steigern, sollte sich das hier genau überlegen. Die Tränke sind vom Dauergebrauch in früheren Spielen jetzt zum echten Notfall-Retter geworden. Ebenfalls wurde die Heilmagie entfernt und so ist es nicht mehr möglich, mit einem Magier aus der hinteren Reihe Heilung zu spammen während der Rest der Truppe die Gegner niederwalzt. Anstelle von reaktiver Heilung liegt der Schwerpunkt bei Dragon Age: Inquisition in proaktiver Schadensreduktion und –Vermeidung. Dies wird vor allem durch Schutz und Barriere realisiert, zwei Mechaniken die dafür sorgen, dass erst gar kein Schaden entsteht, der weggeheilt werden müsste. Schutz funktioniert wie ein zusätzlicher Lebensbalken, oder temporärer Schuld – gegnerische Angriffe müssen erst den Schutz abbauen, bevor sie tatsächlich die Gesundheit eines unserer Recken verringern. Da Schutz durch bestimmte Fähigkeiten dynamisch im Kampf aufgebaut wird, ist der aktive Einsatz passend zum Kampfgeschehen viel spannender als dauernder Heilungsspam. Zudem hat jede Klasse Fähigkeiten die Schadensreduktion ermöglichen, so dass es nicht mehr nötig ist, immer einen Heiler dabeizuhaben. Somit wird das Spiel herausfordernder, interessanter, und als Nebeneffekt bietet dieser Ansatz mehr Freiheit bei der Zusammenstellung der Gruppe.
Kriegsrat und Kartentisch
Als Herold Andrastes und Führer der Inquisition sind wir nicht nur eine Kampfmaschine an vorderster Front. Um den Kartentisch in unserer Festung versammelt sich unser Kriegsrat und erlaubt uns, neue Regionen zu erkunden um sie dann selbst zu bereisen oder auch Agenten und Truppen loszuschicken um strategische Missionen in Orlais und Ferelden anzugehen. Dabei haben wir – entsprechend den Ressorts unserer Berater Cullen, Josephine und Leliana – die Wahl zwischen militärischen, diplomatischen und Spionagemissionen. Als Belohnung winken euch neben Ressourcen und Gold auch mal besondere Items und ganz wichtig: Einfluss.
Macht und Einfluss
Macht und Einfluss sind zwei wichtige Faktoren in eurem Spielfortschritt. Macht erlaubt euch Zugang zu Missionen am Kartentisch, die euch in der Geschichte weiterbringen und auch Seitenstränge der Geschichte freischalten. Es gibt mehr mögliche Pfade auf dem Kartentisch als Machtpunkte die ihr erwerben könnt, wählt also mit Bedacht! Einfluss schaltet unterschiedliche Belohnungen frei, von speziellen Dialogoptionen über seltene Materialien und Baupläne die euch erlauben mächtige Waffen und Rstungen zu schmieden bis hin zu Handelsvergünstigungen oder der Möglichkeit, mehr Heiltränke zu tragen.
Handwerk und Alchemie
Während sich bei früheren Dragon Age Spielen das Crafting noch auf Hilfsmittel wie Fallen, Runen und Tränke beschränkte, wurde das Handwerk in Dragon Age: Inquisition auf eine neue Ebene gehoben: ihr könnt nun mächtige Waffen und Rüstungen sowohl komplett selbst herstellen als auch bestehende Gegenstände verstärken und verzaubern, und ihr könnt mittels Alchemie Tränke, Fallen, Gifte und Granaten herstellen. Ihr habt richtig gelesen, Granaten. Ihr könnt sogar Granaten herstellen, die bei Benutzung einen Schwarm wütender Bienen auf den Gegner loslassen. Diese hergestellten Items sind oft besser als das, was ihr aus den Leichen, die euren Weg säumen, erbeuten könnt, und bilden so neben festen Missionsbelohnungen und zufälliger Beute von besiegten Gegnern die dritte Säule des Lootsystems in DAI.
Zur Herstellung benötigt ihr zuallererst einen Bauplan. Diese erhaltet ihr entweder als Beute von getöteten Gegnern, oder ihr könnt sie auch von Händlern erwerben. Baupläne enthalten ein grobes Schema des zu herstellenden Gegenstandes, welche Werte und Boni dieses am Ende hat – und welches Aussehen – wird durch die verwendeten Materialien bestimmt, und wo ihr sie innerhalb des Bauplans einsetzt. Materialien findet ihr überall in der weiten Welt von Thedas: Erzadern an Felsen und Bergflanken, Leder von Wildtieren und Stoffe wie Samt und Seide von allerlei humanoiden Gegnern.
Technik
Vom rein technischen Aspekt gesehen, ist Dragon Age: Inquisition schon recht fertig auf den Markt gekommen. Das Spiel läuft sauber auf Ultra-Setting, entsprechende Hardware natürlich vorausgesetzt und auf Bugs sucht man fast vergeblich. Hier und da gibt es mal kleinere Clipping Fehler, die aber auch nicht wirklich stören. Die Arbeit, die sich Bioware gemacht hat um die Frostbite Engine 3, bekannt aus Battlefield 4, komplett umzubauen, damit diese für ein Rollenspiel nutzbar ist, hat sich definitiv gelohnt. Denn eigentlich ist die Engine nicht dafür ausgelegt solch ein Spiel zu unterstützen, dafür haben es die Jungs und Mädels von Bioware aber gut hingekriegt und können die Erfahrungen für Spiele wie Mass Effect nutzen. Einzig die Miniruckler in den Videosequenzen sind etwas störend, man hat sich laut Angaben von EA hatte man sich bei den Sequenzen extra für einen 30 FPS-Lock entschieden, da dadurch die Ruckler minimiert worden sind. Allerdings gibt es die Möglichkeit mit einem Kommandobefehl diese Begrenzung aufzuheben, dadurch laufen die Video Sequenzen um einiges besser.
Bioware versprach uns ein großes Spiel und das haben sie uns auch geliefert, den Vergleich mit Skyrim würde es zwar dennoch verlieren, aber gemessen an dem was man bisher in einem Dragon Age Spiel gesehen hat, ist es wirklich riesig und sieht dazu noch unglaublich gut aus. Ganz Dragon Age Origins passt in eine Region von Inquisition rein. Die Weltkarte ist über den Kartentisch in der Himmelsfeste erreichbar und es lassen sich 2 Gebiete auswählen, Orlais und Ferelden. So ganz Open World ist es dann aber doch nicht, auch Inquisition bleibt seiner Linie treu hat einzelne Gebiete, zu denen man per Schnellreise gelangen kann, es ist als nicht möglich nahtlos von einem Gebiet zu einem anderen zu laufen, was aber auch nicht weiter störend ist. Die Gebiete selbst sind dabei aber sehr unterschiedlich gehalten, es gibt Wälder, Sümpfe und Wüsten, die allesamt sehr schön gestaltet sind. Einziges kleines Manko an der Optik sind die teils ölig wirkenden Charaktere, aber vielleicht ist ihnen auch einfach nur heiß.
Bei den Sounds und der Musik lässt sich bisher eigentlich nichts Negatives finden, die Musik untermalt die Szenerie stets beispielhaft. Auch die Lokalisation ist sowohl in Englischer wie auch in der deutschen Sprache recht gelungen.
Mehrspieler
Ja, auch Dragon Age: Inquisition hat einen Mehrspieler-Modus spendiert bekommen. Als Mitglied der Inquisition hier kann man im Auftrag der Inquisition als Vierer-Team den Dämonen ordentlich den Marsch blasen. Die Coop-Kämpfe finden außerhalb der Kampagne statt und sehen wie das Hauptspiel selbst ziemlich schick aus und machen durchaus Spaß. Auch der Rollenspiel Aspekt kommt im Mehrspieler Modus nicht zu kurz, man sammelt Erfahrung und kann diese in den leider nur 2 Talentbäumen frei einsetzen, zudem sammelt man Geld und kann sich damit Schatzkisten kaufen, die verschiedene Items beinhalten mit denen man sich verbessern kann. Der Mehrspieler-Modus kann zwar kurze Zeit motivieren, jedoch hat das Ganze auf seine Schattenseiten, denn wirklich viel Abwechslung ist nicht geboten, meist läuft man durch einen Level-Schlauch in dem man den Gegnern ordentlich auf die Mütze haut. In der Solo-Kampagne sind die aktiven Fertigkeiten ja im Gegensatz zu den Vorgängern stark beschnitten worden, kann man dort noch 8 Fertigkeiten nutzen, so sind es mit Mehrspieler-Modus leider nur 4. Auch ist man hier nicht unbedingt frei von Bugs, denn es kann durchaus immer mal passieren, dass ganz plötzlich die Fertigkeiten ganz spontan Urlaub einreichen und einfach nicht mehr da sind. Der wohl größte Fauxpas sind aber die Microtransactions die auch, wie in Assassin’s Creed Unity, Einzug ins Spiel gehalten haben. So lassen sich Truhen die man auch mit Spielgeld freischalten könnte auch ganz bequem mit Echtgeld kaufen.