Nach einem durchwachsenen ersten Teil ließ man sich bei EA zwei Jahre Zeit, um UFC 2 auf den Markt zu schmeißen. Die kleine Verschnaufpause tat den Entwicklern sicht- und spürbar gut – hat man mit UFC 2 doch ein richtig gutes und einsteigerfreundlicheres Spiel abgeliefert!
Langsam aber stetig schafft es UFC Präsident Dana White sein Produkt auf das deutsche Radar zu bringen. Enttäuschte Box-Fans und Anhänger des Wrestlings wenden sich immer häufiger den Mixed Martial Arts zu und Namen wie Ronda Rousey oder Conor McGrergor sind mittlerweile auch Leuten bekannt, die sich einfach generell für Sport interessieren. Ein guter Zeitpunkt also für EA auch auf dem Videospielmarkt wieder anzugreifen. Dafür wich man vom firmentypischen Ein-Jahres-Rhythmus ab und feilte derer zwei an UFC 2.
Wer das Spiel startet wird zunächst von den Skill-Spielen begrüßt, die einem die Grundlagen des Kämpfens beibringen sollen. Eingeteilt in die drei großen Kategorien Stand-Up, Clinch und Ground-Fighting warten hier mehrere Tutorials, die zumindest einen groben Eindruck vermitteln, was uns im Oktagon erwarten wird: Ausweichen, Schläge und Tritte, Griffe kontern, Takedowns und Submissions ansetzen oder verhindern. Anfängern geht hier zunächst der Allerwerteste auf Grundeis. Denn jede Taste auf dem Pad ist mindestens einfach belegt und hat je nach Situation oft sogar noch einen zweiten Verwendungszweck. Hier würde ich das gleiche empfehlen wie der ewig gut gelaunte Typ, der in den meisten Freundeskreisen die Spieleabende leitet: „Das lernen wir beim Spielen!“
Mit den Modi Karriere, Ultimate Team, Schneller Kampf und Online erwarten uns die üblichen Verdächtigen bei einem EA-Titel. Um einen ersten Eindruck vom Ringgeschehen zu bekommen und um dem Kumpel, der neben euch auf der Couch hockt, endlich mal in die Schranken zu weisen, ist der Knockout-Modus sehr interessant. Denn was die meisten neuen Zuschauer der UFC, und MMA-Laien anödet – das Grappling und auf der Matte-Herumgekrabbel (auf dass mich die Fans nicht lynchen mögen) – wird hier aus dem Repertoire der Kämpfer gestrichen. Übrig bleibt nur noch das Grobe: Schläge und Tritte mit jedem Körperteil, dass sich dafür eignet. Wer zuerst fünf Wirkungstreffer austeilen kann gewinnt – optional kann die interessante Zusatzoption aktiviert werden, dass parierte Angriffe einen Lebenspunkt wiederherstellen. So kommt überraschend viel Taktik in diesen Fun-Modus.
Der Traum eines jeden UFC-Fighters ist es jedoch nicht unbedingt Spaß zu haben, sondern den Titel in seiner Gewichtsklasse zu holen. Im Karrieremodus gehen wir genau dieses Ziel an. Mit einem der über 250(!) lizensierten, oder vorzugsweise selbst erstellten Helden des Oktagons nehmen wir zunächst an der amerikanischen Reality-TV-Show The Ultimate Fighter teil, um in die Liga einzusteigen. Ist das erledigt, läuft der Rest der Karriere in einer Abfolge der immer gleichen drei Segmente ab: 1. Training, 2. Kämpfen und 3. Erfahrungspunkte verteilen und nächsten Gegner wählen. Dabei machen die einzelnen Schritte durchaus Spaß, allerdings schleicht sich eine gewisse Monotonie ein.
In der Trainingsphase spielen wir die Skill-Spiele aus dem Tutorial, um ausgewählte Fertigkeiten wie Schlagschnelligkeit oder Blocken für den kommenden Kampf zu steigern. Zum Glück gibt es die Möglichkeit, die Minispiele simulieren zu lassen. Dabei wird automatisch unsere persönliche Bestleistung in diesem Spiel als Ergebnis verwendet – Klasse! Zunehmend nerviger werden die Random Events, die sich in die Trainingsphase einschleichen. In viel zu hoher Frequenz fallen Trainingseinheiten weg, weil unser Trainer die Grippe hat, auf Fortbildung ist (kann man mal machen, eine Woche vor dem Meisterschaftskampf) oder wir mal wieder die ganze Nacht Podcasts gehört haben und deswegen zu müde sind – wer macht denn so was? Je mehr Kämpfe wir auf unserem Karrierebuckel haben, desto anstrengender wird das Training: Resultate sind schwerer zu erzielen und die Verletzungschance steigt.
Der Kampf selber ist immer wieder ein Spektakel. UFC 2 verfügt über eine konkurrenzlos gute Kampfphysik. Natürlich werdet ihr online immer wieder Glitchvideos finden, jedoch beschränken sich die Fehler auf ein Minimum. Die meiste Zeit bekommt ihr einfach richtig – Verzeihung – geile Action geliefert. Die Animationen der Kämpfer sind absolute Spitzenklasse, laufen flüssig und authentisch ab und sehen einfach gut aus. Die Schläge und Kicks kommen mit viel Wucht und haben einen richtig guten Impact. Wer einen anstürmenden Gegner mit einem Capoeira-Kick an den Kopf erwischt, der ihn leblos zusammensacken lässt, wird sich das Replay auf einen digitalen Bilderrahmen ziehen und an die Haustür hängen wollen. Da überlegen sich die Schwiegereltern den Besuch zweimal.
Die Fights wurden im Vergleich zum Vorgänger zugänglicher gemacht. Ein gutes Beispiel dafür ist das Pendeln des Oberkörpers mit dem man Schlägen des Gegners ausweichen kann. Statt wie im Vorgänger den linken Stick anzuschnicken, hält man nun wie bei Fight Night L2 gedrückt und kann so mit dem linken Stick unter Angriffen hindurchtauchen oder den Kopf sichere Entfernung bringen. Das funktioniert zuverlässiger und führt nicht so häufig zu fehlerhaften Eingaben.
Doch die UFC wäre nicht die UFC, wenn es nicht irgendwann in den Infight ginge. Früher oder später wird euch der Gegner im Stehen umklammern oder direkt zu Fall bringen. Dann beginnt der Kampf um die bessere Position und um Möglichkeiten den Gegenüber zur Aufgabe zu zwingen. Das Grapplingsystem ist für meinen Geschmack jedoch nicht intuitiv genug und zu HUD-lastig. Hier bedarf es einer Menge an Trainingsstunden, bevor man es in Gänze durchdrungen hat und online eine Chance hat.
Die dritte Phase widmet sich dem Ausbau des Move-Sets. Hier können neue Manöver gelernt und bereits bekannte Moves in fünf Stufen aufgewertet werden, damit sie mehr Schaden machen und dabei weniger Ausdauer verbrauchen. Je nachdem wie ihr trainiert und eure Moves pusht, könnt ihr euch so Alleskönner oder auch Spezialisten erstellen. Mein Kämpfer war beispielsweise begnadet in Kicks und Punches und suchte die schnelle Entscheidung. Aber wenn er mit dem Rücken auf der Matte lag, war er einer Schildkröte in der gleichen Position nicht unähnlich.
Egal wie ihr euch entscheidet, die Anzahl euer möglichen Kämpfe ist begrenzt. Mit jedem Kampf nutzt sich euer Astralkörper etwas mehr ab. Nur wer durch erfolgreiche Kämpfe viele Fans im Rücken hat, kann seine Karriere verlängern. Aber selbst für den größten Champion ist nach etwa sechs Stunden Spielzeit Schluss. Das ist nicht besonders viel, auch wenn es dazu einlädt, die Karriere in unterschiedlichen Gewichtsklassen mehrfach zu spielen. Leider nicht schönzureden ist die recht spröde Präsentation der Karriere, die vom Gewinn des Gürtels und dem Abschied der neuen UFC-Legende nur beiläufig Notiz zu nehmen scheint. Toll wäre eine Art Story-Mode gewesen wie bei Fight Night Champion – ebenfalls aus dem Hause EA. Kampfsportgeschichten funktionieren ja eigentlich immer und dass man vor dem Hintergrund der MMA gute Geschichten erzählen kann, bewies der Film Warrior (Tom Hardy).
Die Langzeitmotivation findet sich im Ultimate Team Modus. Hier bauen wir uns ein kleines Team aus Kämpfern zusammen, die off- oder online auf Coin-Jagd gehen. Verbesserungen erfolgen hier nicht durch Training sondern durch Investitionen der Coins in Attributskarten. So kämpfen wir uns langsam durch diverse Ligen nach oben. Online sind die Kämpfe zwar schwieriger, die Belohnungen dafür aber auch saftiger.