Während früher Spiele von From Software eher noch eine Nische waren, erfreuen sich Souls und Co heutzutage immer größerer Beliebtheit. Dennoch sind Souls Games keineswegs die richtige Wahl, um entspannt nach Feierabend noch ein bisschen was casualiges zu daddeln. Denn Souls steht für Schmerz, Frust und bedarf einer großen Geduld. Und trotzdem ziehen diese Spiele viele Gamer in ihren Bann, ich bin da keine Ausnahme. Aber wie macht sich der neueste Teil in der Souls DNA? Wir haben uns Elden Ring mal auf der PS4 näher angeschaut. Und keine Angst, ich erzähle so Spoilerfrei wie es geht und hab extra für euch Gameplay aus den ersten Stunden aufgenommen.
Gleich zu Beginn kommt eines der großen Stärken von Miyazakis Team zum Ausdruck: das Storytelling. Große Neuheit im Vergleich zu vorherigen Souls-Teilen ist direkt der Erzähler. Haben wir uns sonst von einer Sprecherin in die Welt von Souls ziehen lassen, übernimmt diesmal ein männlicher Erzähler diesen Part.
So erfahren wir, dass sich in Elden Ring alles um das Zwischenland dreht, welches unter dem Scheffel von Königin Marika der Ewigen steht. Lange Zeit stand ihr dabei die Macht des Elden Ring’s zur Verfügung. Dieser Ring ist quasi das Herzstück des Erdenbaums gewesen und eher metaphorisch zu verstehen, als ein physischer Ring den man sich um den Finger wickeln kann.
Aber wie man bereits erahnen kann, ist dieser Ring futsch. Und mit Futsch meine ich nicht dass die Macht geklaut wurde oder dergleichen. Nope. Der Elden Ring ist nämlich zerbrochen. Und das bedeutet dass Marikas Herrschaft endet und natürlich absolutes Chaos ausbricht. Jetzt kommt die Tragik daran: ausgerechnet Marikas Kinder, welche allesamt Halbgötter sind, haben sich nämlich Fragmente des Rings an sich gerissen. Diese Fragmente heißen im Spiel “Große Runen”. Diese Verleihen große Macht und es kommt natürlich wie es kommen musste: Mit der neu gewonnenen Macht verdirbt das Zwischenland und es folgt eine große Zertrümmerung. Mitten im Chaos und den Trümmern entstanden bei diesem Krieg die sogenannten Befleckten, die von einer mysteriösen Gnade abgewiesen wurden und seither als Verbannte gelten. Und als solch einer beginnt unsere Reise.
Ein Befleckter, weder tot noch lebendig sondern eher irgendwas dazwischen. Als eben dieser kämpfen wir uns zurück in die Zwischenlande und suchen nach den Fragmenten des Elden Ring’s, um zum neuen Eldenfürsten zu werden und Ordnung ins Chaos zu bringen. Von unserem Plan sind natürlich nicht alle begeistert, allem voran die Halbgötter nicht. Und so kämpfen wir uns durch zahlreiche Gegner-Horden, begegnen anderen Befleckten und Unbefleckten, zwielichtigen Charakteren und allem, was From Software Spiele in den Jahren davor schon zu bieten hatte.
Anders als Souls-Teile davor, ist Welt von Elden Ring open-worldig angelegt. Heißt: wer gern erkundet und sich treiben lassen will, findet in Elden Ring seinen Spaß. Neben der Hauptstory gibt es zahlreiches zu entdecken. Dungeons, die manchmal am Ende mit einem Boss aufwarten, Konvoys die uns beim Plündern nützliche Waffen bringen, Türme, die wir manchmal erst nach Lösen eines Rätsels betreten dürfen, dafür aber mit einer Schatztruhe auf uns warten. Etliche Nebenquests, die man allerdings auch schnell mal aus den Augen verlieren kann, wenn man nicht akribisch dran bleibt und noch mehr.
Das klingt nach viel oder? Ja, ist es auch. Vorab hieß es von Seiten der Entwickler, dass man Elden Ring in knapp 30-40 Stunden durchspielen kann, wenn man straight der Story folgt. Ich hab etwas mehr als 100 Stunden in den Zwischenlanden verbracht und selbst dann noch nicht alles zu 100% erkundet. Als nützliches Tool haben wir zum Glück eine Map in Elden Ring. Diese zeigt uns nicht nur mit Blitzen den Weg der Hauptstory an, sondern auch auch welche Orte der Gnade wir gefunden haben (welche die Bonfire der Zwischenlande sind), wo wir Dungeons begegnet sind, wo Türme erkunden können usw. Diese Sachen werden aber erst angezeigt wenn wir diese auch gefunden haben.
Für alles was sonst noch interessant für uns ist und wir uns später nochmal anschauen möchten, können wir Markierungen unterschiedlichster Art setzen. Neben diesen besonderen Markierungen können wir uns auch bis zu 5 Wegemarkierungen setzen, welche uns oben auf der Kompassartigen Linie angezeigt werden und auch in der Welt selbst durch blaue Lichtstrahlen vom Himmel ohne Blick auf Karte und Kompass zeigen, wo wir hinwollen. Am Anfang ist die Karte im übrigen sehr grau, denn wir müssen erst neue Kartenteile finden, um die Gebiete besser überblicken zu können.
Um mal schnell von a nach b zu kommen können wir wie gewohnt schnellreisen, von Beginn an und ohne Verwendung von Items. Alles was wir brauchen sind Orte der Gnade. Soll es ohne Reise mal schneller voran gehen, können wir unser treues Ross Sturmwind mit der Spektrallrosspfeife, welche wir relativ zu beginn von der mysteriösen Melina bekommen, rufen. Dieses Feature ist ein echter Gewinn. Ebenfalls ein Gewinn und kleine Neuheit in Elden Ring ist das geänderte Stamina-Verhalten. Befinden wir uns nicht im Kampf mit irgendeinem Gegner, verbraucht unser Charakter beim Sprinten keine Stamina.
Was ebenfalls noch erwähnt werden sollte, ist die Anzahl an Waffen. Elden Ring bietet anhand der Anzahl der Waffen zwar gefühlt weniger Vielfalt. Durch das finden und Nutzen von sogenannten Kriegsaschen kann man seine Waffe jedoch in vielen Richtungen mit Talenten und Fähigkeiten verbessern und so eben doch vielfältig kämpfen. Diese Kriegsaschen können teilweise bei Händlern gekauft werden, teilweise droppen bestimmte Gegner Aschen und manchmal geben uns Tränenskarabäen welche. Stichwort Skarabäen: Diese Käfer finden wir überall in den Zwischenlanden verteilt. Je nach Art können uns diese Skarabäen nach dem besiegen entweder Kriegsaschen droppen oder unsere Flasks auffüllen.
Ihr seht schon, Elden Ring ist kein Dark Souls 4 nur mit offener Welt. From Software bringt viele Neuerungen ins Spiel, die Abwechslung bieten. So beispielsweise auch das neue Craftingsystem. Habt ihr beim Händler in der Kirche von Elleh zu Beginn das empfohlene Kit gekauft, könnt ihr gewisse Items craften. Von Waffenbuffs, über Heilitems bis hin zu anderen nützlichen Gegenständen wir Krummfingermedizin für Co-Op-Gaming. Was für Items ihr craften könnt ist abhängig vom sogenannten Handwerksrepertoire. Diese Repertoire könnt ihr ebenfalls manchmal kaufen und manchmal einfach nur finden. Jedes erweitert euer Portfolio.
Es gibt so viel in Elden Ring zu entdecken, dass ich jetzt gar nicht alles aufzählen kann. Denn würde ich jedes Detail jetzt auflisten, würde dass den Rahmen komplett sprengen. Ohnehin sollt ihr ja auch viel selbst noch entdecken. Aber ihr habt so auf jeden Fall schonmal einen guten Eindruck bekommen, dass Elden Ring viel neues zu bieten hat.
Kommen wir also nun zur Grafik. Jetzt muss ich gleich vorweg erstmal was zum vorliegenden Videomaterial sagen. Unsere Review-Kopie haben wir für PS4 bekommen. Deswegen gibt es leider nur 30 FPS Videomaterial für euch. Privat habe ich mir Elden Ring für PC geholt und dort kann man die Grafische Schönheit des Spiels noch viel besser abbilden. Die Landschaft ist eine Wucht, die Texturen unglaublich schön und das Erkunden der Zwischenlande, ob zu Fuß oder mit Sturmwind macht unheimlich viel Spaß. Man verspürt keine Hektik, naja außer eine Horde Wölfe, Riesen, Fledermäuse oder sonstige Gegner-Schar jagt einen gerade. Je nachdem wo man gerade ist, sollte man auch aufpassen nicht ausersehen einen Bosskampf zu triggern. Da Elden Ring nämlich deutlich mehr Bosse zu bieten hat als andere Souls-Teile, kann das sehr schnell mal passieren.
From Software versteht sich nicht nur auf schöne Texturen. Auch der Sound weiß die Geschichte einer Dark-Fantasy-Welt hervorragend akustisch zu untermalen. Egal ob es ein Klangteppich aus Regen, Donner, Wind und sonstigem Ambiente ist oder dem Einsetzen von Musik wenn Gegner gerade mit gehobener Klinge oder geschärften Krallen auf einen zu stürmen. Und gerade wenn ein riesiger Boss vor einem steht und das Orchester anfängt zu spielen, dann weiß man einfach dass ein epischer Kampf bevorsteht.
Bosse sind auch beim Thema Besonderheiten nochmal eine kurze Erwähnung wert, in beide Richtungen aber. Elden Ring bietet wie gesagt eine unfassbare Schier an Bossen an. Prinzipiell ist das ja auch eine sehr gute Sache. Allerdings hätte ich mir da dann doch ein bisschen mehr Kreativität gewünscht. Wenn ein und derselbe Boss nun zum fünften Mal oder mehr vor mir steht, und nein nicht weil ich im Kampf gestorben bin, sondern weil einfach hier an der Stelle ja noch ein Boss hin muss, dann stellt sich so ein Gefühl von Abnutzung bei mir ein. Klar sind das meist optionale Bosse, aber das reicht mir persönlich nicht als Argument aus, um ein gewisses Kreativitäts-Leck zu rechtfertigen.
Eine weitere Besonderheit, ohne negativen Beigeschmack, ist das Wetter. Wie subtil und gleichzeitig schön ein plötzlich einsetzender Regen oder Gewitter das Erkunden der Zwischenlande noch schöner gemacht haben.
The Review
Elden Ring (PS4)
Elden Ring ist ein wahres Souls-Game. Tolle Erzählung, viel Frust und dennoch hält es den Spieler bei Laune es immer und immer wieder zu probieren. Die Open-World lädt uns dazu ein, uns beim Erkunden zu verlieren und weiß optisch und akustisch ein stimmiges Bild zu liefern. Für Perfektion gibt es einfach noch hier und da kleine Schwachstellen, aber trotzdem ein mehr als gelungener Souls-Teil in der From Software DNA.
PROS
- Extrem umfangreich
- Abwechslungsreich
- Co-Op erleichtert
- Genretreu
CONS
- Boss-Recycling
- Verteilung Orte der Gnade
- Questlines undurchsichtig