Etwas mehr als zwei Jahre ist es her, seitdem die britische Rennspielschmiede Codemasters ihren letzten Ableger der Grid-Reihe rausgebracht hat. Seitdem warteten Fans gespannt auf einen Nachfolger. Nun hat sich mit Legends der neueste Ableger in der Grid-Serie eingereiht. Aber wie performed der neue Racer? Wir haben uns dieser Frage mal auf dem PC gewidmet.
Gleich zu Beginn starten wir ohne Umschweife mit einer Cut-Szene welche uns mit einem tragischen Unfall während eines Rennens auf der Strecke Strada Alpina konfrontiert. Involviert in den Unfall ist natürlich Serien Fiesling Nathan McKane vom Team Ravenwest, der unsere Teamkollegin Yume Tanaka unsportlich rammt, was zu einer Massenkarambolage und einer schwerwiegenden Wendung führt. Dazu später mehr.
Denn nachdem wir quasi beim Tutorialrennen versuchen müssen für uns, Yume und unserem Team Seneca den Sieg einzufahren, werden wir dann erstmal in einem Flashback einige Monate zurückgeworfen. Denn jetzt geht es erstmal um uns und unserem Weg ins Team Seneca. Aber wer sind wir? Tja gute Frage. Und da hapert es leider auch schon für mich das erste Mal im Spiel. Denn wir tragen keinen Namen, lediglich eine Nummer. Wir wissen nicht ob wir männlich oder weiblich sind oder was unsere Geschichte ist. Lediglich das wir Nummer 22 sind und uns als diese erstmal qualifizieren müssen um für Seneca ans Steuer zu dürfen.
Dafür müssen wir Teamchef Marcus Ado mit unseren Fähigkeiten beeindrucken. Dieser kam nämlich auf kleinere Events um ein neues Talent zu suchen. Eigentlich hatte er da jemand anderem auf dem Schirm, allerdings war Marcus von unseren Fähigkeiten überrascht und hat dann mit uns erstmal ein Gespräch gesucht. Auch dort haben wir ihn überzeugt und so wurden wir an Yumes Seite für die bevorstehende Saison in der Halbprofi Liga fitgemacht. Stets an unserer Seite werden uns nicht nur Yume und Marcus sein, sondern auch unser Ingenieur Ajeet.
Mit einer holprigen Vorbereitung auf die Saison starten wir dann aber an der Seite von Yume in die Halbprofi Liga ein. Dort müssen wir es so ziemlich allen beweisen. Egal ob Marcus, der Potenzial in uns erkennt. Ajeet, der auf das Gefühl von Marcus vertraut. Yume, die uns kritisch beäugt und das Beste aus allen im Team holen möchte. Den Rennsport-Fans, und auch unserem ersten Konkurrenten Valentin Manzi vom Team Voltz. Auch wenn er unser Konkurrent ist, präsentiert er sich in den Cut-Szenes als sympathischer Racer, der seinen Job liebt und niemandem was Böses möchte.
So müssen wir also in unserer ersten Saison an verschiedenen Rennevents in verschiedenen Klassen teilnehmen, um Punkte zu sammeln und uns am Ende der Saison für die Profiliga qualifizieren. Dabei müssen wir nicht unbedingt immer erster werden, sondern einfach die Zielvorgabe erfüllen. Am Ende eines Rennens gibt es dann erstmal Geld mit dem wir Upgrades freischalten können. Diese Updates können für Yume sein, um bspw ihre Fähigkeiten zu verbessern oder für Ajeet um neue Sponsorenverträge für uns zu ergattern. Warum wir Yume helfen sollten besser zu werden? Ganz einfach: je weiter sie vorne landet, desto mehr Geld bekommen wir auch durch ihre Platzierung. Aber wir bekommen nicht nur Geld, sondern wir müssen auch welches zahlen: beispielsweise Reparaturkosten. Auch wenn wir noch so saubere Rennen fahren, müssen wir diese Fixkosten zahlen.
Während wir uns also in der Saison allen beweisen lernen wir auch verschiedene Rennklassen und -typen kennen. Dabei wird uns auch einiges geboten. Von Trucks über Tourenwagen bis hin zu sogenannten Open Wheel Autos und elektronischen Flitzern. Mal im Sprint, mal im Rundkurs, mal ein Spezialevent, mal Zeitfahren oder Eliminations Events. Der “Driven to Glory” Modus bietet uns viel Abwechslung.
Nachdem wir unsere Saison bei den Halbprofis gemeistert haben, steigen wir gemeinsam mit unseren Konkurrenten von Voltz in die Profiliga auf und dort erwarten uns die McKanes von Ravenwest. Während sich Teamchef und Papa Ryan McKanes ebenso wie Sohnemann und erster Fahrer Nathan gewohnt Antagonistisch gegenüber alles und jeden verhalten, passt die zweite Fahrerin Lara Carvalho gar nicht in dieses Bild. Denn bei ihr merkt man, dass sie sich nicht auf dieses ganze antagonistische einlässt, sondern sie einfach nur fahren möchte.
Das sie das Herz am rechten Fleck zu haben scheint, wird auch in den Cut-Szenes merkbar. Egal ob sie in O-Tönen davon erzählt, dass sie zu Beginn ihrer Karriere auch mit unserem Chef Marcus im Austausch über eine Verpflichtung war. Oder sie mit Nathan zusammen auf Fans trifft. Während sich Nathan nach außen hin Fan nah präsentiert, zeigt er im Dialog mit Lara aber seine eigentliche Meinung über die Leute.
In der Vorbereitung so wie auch zu Beginn unserer Saison bei den Profis, werden wir und unser Team allerdings skeptisch. Skeptisch gegenüber den Machenschaften die bei Ravenwest betrieben werden. Denn in Testfahrten stellt unserer Mechaniker Ajeet fest, dass Nathans Auto auf geraden Strecken einen extremen Geschwindigkeitsschub bekommt und er auch Kurven in einem Tempo nimmt, in dem andere Wagen von der Fahrbahn abkommen würden. Trotz aller Skepsis verhalten wir uns alle wie Profis und halten uns mit dem Verdacht zurück. Lange Zeit wird dieses Thema auch Storytechnisch nicht mehr aufgegriffen. Da ich aber nicht spoilern will, werd ich euch an dieser Stelle nicht verraten, was aus der Geschichte wird.
Nun kommt es aber dann im Laufe der Saison zu dem tragischen Unfall, den ich zu Beginn angesprochen habe. Denn dieser gibt der Geschichte eine extreme Wendung. Yume fällt nämlich nicht nur einfach für einige Zeit aus, sondern ihr Bein muss amputiert werden. Ein schwerer Schlag für alle im Team. Jetzt müssen wir als einziger Fahrer für Seneca versuchen die Punkte reinzuholen, um uns für das große Abschlussevent, dem Gauntlet zu qualifizieren. Wir werden allerdings bei jedem Rennen mit einem Update zu Yumes Zustand versorgt und erfahren, dass sie sich immer auf dem Weg der Besserung befindet. An dieser Stelle werde ich aber nicht mehr weiter auf die Story eingehen, denn ich möchte niemandem die Story vorweg nehmen.
Spielt sie einfach, es lohnt sich wirklich.
Falls ihr euch fragt warum, dann gehen wir da jetzt im Punkt Gameplay mal näher drauf ein. Erstmal ist das Spiel leicht zugänglich. Es gibt viele Erklärungen und Anpassungsmöglichkeiten. Ihr könnt sogar vor jedem Event selbst noch das Tuning vornehmen. Dann ist die Fahrphysik der unterschiedlichen Boliden einfach sehr gut gemacht. Die bulligen Trucks lassen sich realitätsgetreu schwerer lenken als bspw Tourenwagen oder Open Wheel Boliden. Und auch wenn ich kein Fan von E-Autos bin, muss ich sagen hatte ich richtig viel Spaß mit den leisen Flitzern über die Strecken zu pesen.
Ein weiterer Grund warum ihr selbst ans Steuer von Grid Legends solltet ist der Style und die Grafik. Dass uns die Story in einer Art Doku präsentiert wird, habe ich in der Form noch nie in einem Racer gesehen und hat mir sehr gefallen. Erwartet bitte nicht eine Actionreiche Hollywood Story bei der von Beginn an Drama präsentiert wird. Vielmehr präsentiert sich die Story, in denen zwei Fahrer und ein Team hinter ihnen zu Legenden werden, sehr natürlich. Dramatisch wird es ohnehin noch früh genug und überraschende Wendungen warten ebenfalls auf jeden, der Lust auf die knapp 5-7 stündige Story hat. Aber die Geschichte in Grid Legends ist sehr realitätsnah.
Abseits vom Stil des Storytellings ist die Grafik auch sehr ansprechend. Ob wir bei Sonnenschein, Schnee oder Regen und Gewitter fahren: die Kulisse überzeugt einfach.
Auch der Sound rundet dieses stimmige Bild sehr gut ab. Okay, ich musste zwar die Musik, die Standardmässig auf 10 gestellt war, auf knapp die Hälfte reduzieren weil sie viel zu laut war. Aber das lag auch daran dass mich der Soundtrack weniger gereizt hat, als der Klang der Kulisse, den Fans, den Kommentatoren, die man hin und wieder gehört hat. Und natürlich nicht zuletzt den Klang des Motors. Auch wenn es bei den E-Autos eher so klang als würde man mit Luft fahren.
An dieser Stelle muss ich einfach nochmal lobend über das Storytelling in Grid Legends sprechen. Erstmal ist der Ansatz die Story in einer Doku zu verpacken klasse gewählt. Viele werden bei der Art die Geschichte zu erzählen parallelen zur Netflix Doku “Drive to Survive” sehen. Dort geht es ja ebenfalls um intime Einblicke hinter die Kulissen bei den Teams, nur eben aus der Formel 1. Es hat zwar gedauert bis mich die Geschichte angefangen hat abzuholen, aber als mich die Story dann gepackt hatte, hat sie es so richtig. Auch gerade auf dem Weg zur Zielgeraden ist es nicht nur spannend geworden, sondern es kamen auch überraschende Wendungen auf.
Ein weiterer Grund warum mich der Story-Modus mit bleibenden Eindrücken hinterlassen hat, war der gewählte Cast und die tolle schauspielerische Leistung aller beteiligten. Angefangen bei unserem eigenen Teamchef Marcus, unserem Mechaniker Ajeet, unserer Mitstreiterin Yume, unserem Konkurrenten aus der Halbprofi Klasse Valetin, welcher ein echt witziger Zeitgenosse ist, bis hin zu unseren Rivalen von Ravenwest Lara, Nathan und Ryan. Gerade als die Credits gelaufen sind hab ich innerlich den Schauspielern, aber auch den Machern für ihr Werk applaudiert. Wie Marcus Ado sagen würde: Es war das perfekte Rezept.
The Review
GRID Legends (PC)
Grid Legends bietet einige Stunden Spielspaß. Abseits von toller Grafik und Sound ist gerade das Storytelling merklich gelungen. Definitiv ein Ableger mit Wiederspielwert. Neben der mehrstündigen Story gibt es auch noch einzelne Rennen um weitere Sachen freizuschalten, den Multiplayer sowie neuen Inhalten die im Laufe des Jahres Grid Legends noch umfangreicher machen sollen.
PROS
- Tolle Fahrphysik
- Story als Doku
- Abwechslungsreiche Rennen
- Leicht zugänglich
- Toller Cast
CONS
- Identitätslos
- Story nimmt spät Fahrt auf
- Soundtrack belanglos