Wer hätte gedacht, dass ein Spiel, in dem es um Topfpflanzen geht, einen solchen Siegeszug antritt. Die Rede ist natürlich von Plants vs. Zombies, dem kleinen Strategietitel für Zwischendurch. Die organischen Spielfiguren wagen den Sprung in ein neues Genre und versuchen sich als 3rd Person Shooter erneut im Kampf gegen irrwitzige Untote. In unserem Test könnt ihr erfahren, warum Plants vs. Zombies: Garden Warfare eine rundum gelungene Sache ist und verrückten Spielspaß liefert.
Von Grüngewächsen und Hirntoten
Die Grundstruktur des Spiels ist ziemlich leicht erklärt. Erneut treten Pflanzen gegen Zombies an und geben sich in diversen Spielmodi ordentlich eins auf die Mütze. Im Gegensatz zum Ursprung der Spielserie, das dem klassischen Tower Defense Prinzip ähnelt, übernehmen wir in Garden Warfare Kontrolle über eine Spielfigur und stürzen uns in bester Shooter-Manier ins Getümmel. Die Wahl der Seite steht uns dabei offen, zum ersten Mal dürfen wir uns auch auf die Seite der Zombies schlagen.
Beide Parteien verfügen über 4 verschiedene Spielerklassen, die man aus dem Strategiespiel bereits kennt, zumindest optisch. Zum Standardangriff gesellen sich nach ein paar Level-ups für jede Klasse noch drei mächtige Fähigkeiten.
An vorderster Front kämpft die Erbsenkanone, die den Untoten mit ihren grünen Kugelgeschossen aus der Nähe und mittlerer Distanz zusetzt. Als Bonus kann im Getümmel eine Chillibombe gezündet werden, die im Idealfall direkt mehrere Hirnfresser ins Jenseits schickt. Daneben verwandelt sie sich kurzzeitig in ein Stand-MG oder entkommt brenzligen Situationen mit einem Sprint. Das Gegenstück auf Seiten der Zombies übernimmt der Sturmsoldat, den man getrost als Standardklasse bezeichnen kann. Als Hauptwaffe kommt ein Maschinengewehr zum Einsatz, das zwar weniger Schaden als die Erbsenkanone macht, dafür aber eine deutlich schnellere Schussfolge hat und über ein größeres Magazin verfügt. Er bedient sich als Bonusfeatures einer Rakete, gibt Deckung mit einer Stinkgranate oder nutzt den Supersprung, um auf hoch gelegene Ebenen zu gelangen.
Eine Heilerklasse darf natürlich nicht fehlen, diesen Job übernimmt auf Seiten der Zombies die Sonnenblume und bei den Zombies der Wissenschaftler. Auch diese greifen auf mehrere Boni zurück, stellen mobile Heilstationen auf oder zünden einen vernichtenden Sonnenstrahl, der alles und jeden niederbrutzelt. Die Fleischfressende Pflanze stellt den starken Nahkämpfer dar, der zwar recht unagil über das Schlachtfeld tuckert, dafür aber ordentlich einstecken und austeilen kann. Obendrein stellt die Sonderfähigkeit des Vergrabens eine hinterlistige Attacke parat. Die übrigen Figuren sind die Kaktus, der Ingenieur und der hirntote Rugbyspieler, jeweils alle mit Vor- und Nachteilen und einzigartigen Fähigkeiten.
Dadurch ergibt sich ein dezentes Stein-Schere-Papier Prinzip, zu jeder Klasse gibt es eine starke Konterklasse, aber auch eben eine, die sich als dankbares Kanonenfutter herausstellt. Hier kommt besonders der geschickte Einsatz der Fähigkeiten zum tragen, denn alle Skills haben eine Abklingzeit und sollten möglichst effektiv genutzt werden. Nach einigen Tagen Spielzeit und unzähligen Runden mit jeder Klasse halten wir fest, dass das Balancing der Klassen wirklich gelungen ist und niemand wirklich übermächtig ist. Dafür gibt’s ein Lob von uns, denn nur allzu oft haben wir zum Launch eines Multiplayershooters schon ganz andere Szenarien erlebt.
Plants vs. Zombies: Garden Warfare spielt sich als reiner Multiplayer, eine Solokampagne gibt es nicht. Schlussfolgernd ist eine Gold-Mitgliedschaft zwingend erforderlich, sonst kann man im Laden getrost einen Bogen um das Spiel machen. Dafür stehen diverse Spielmodi zur Auswahl. Seine ersten Gehversuche sollte man im Teamspiel machen, in dem man sich mit 4 Spielern auf einer Karte gegen herannahende Herden von KI-Zombies macht. Seinen eigenen Garten beschützt man in erster Linie durch das eigen Ausschalten der Hirntoten. Zur Unterstützung dürfen leere Blumenpötte mit Gewächsen bestückt werden, die uns hilfreich im Kampf zur Seite stehen.
Puristischer Spaß im Multiplayer
Spannender und vor allen Dingen fordernder sind allerdings die Gefechte, die sich aus ausschließlich menschlichen Mitspielern zusammensetzen. Hier gibt es das klassische Team Deathmatch oder der Gärten und Friedhöfe Modus. In Letzterem versuchen die Zombies, eine Reihenfolge an Gärten zu übernehmen und sich schrittweise an die Basis der Pflanzen zu arbeiten. Die Grüngewächse hingegen kümmern sich logischerweise um die Verteidigung.
Obwohl das Design der Spielkarten wirklich gelungen und abwechslungsreich ist, gibt es derzeit leider noch nicht wirklich viele und so stellt sich schon bald eine permanente Wiederholung dar. Für den Start des noch jungen Spiels reichen diese, auf die längere Sicht sollte man sich aber möglichst bald um Nachschub bemühen und wie wir EA und Popcap kennen, dürfte dieser nicht lange auf sich warten lassen.
Natürlich darf ein Levelsystem ebenfalls nicht fehlen, denn gute Leistung will belohnt sein. Im Spiel gibt es Credits zu verdienen, die dann im Stickerladen gegen Aufkleberpäckchen getauscht werden können. Die gesammelten Klebebildchen landen im Album und sobald eine Reihe vollständig ist, werden damit neue Charaktere, Kleidungsstücke oder Boni (z.B. Waffenupgrades) freigeschaltet. Gleichfalls gibt es hier Nachschub an Topfpflanzen bzw. Untoten, die dann wiederum in der nächsten Runde zum Einsatz kommen dürfen. Das Stickersystem funktioniert, geht jedoch recht schleppend voran. Das Album bietet Platz für mehrere Hundert Kleberchen und wenn man bedenkt, dass man pro gekauftes Paket nur eine Handvoll erhält, hat man eine Vorstellung, wie zäh man sich vorarbeiten muss. Außerdem hat man keinen Einfluss auf die Auswahl der Aufkleber, diese sind zufällig. Investiert man mehr Credits in ein hochwertiges Paket, dann hat man zwar auch eine höhere Chance auf seltene Bildchen, aber sie schlagen eben beim Kauf auf deutlich teurer zu Buche. Wahrscheinlich wird es hier zu einem späteren Zeitpunkt Ingame-Käufe geben, zumindest sieht es für uns sehr danach aus.
Optisch ansprechende Gartenanlagen
Pflanzen vs. Zombies: Garden Warfare macht grafisch auf der Xbox One einen schicken Eindruck. Zum Einsatz kommt die Frostbite 3 Engine, die viele Spieler aus Battlefield 4 kennen. Der knallbunte Comicstil ist wunderbar übertrieben gezeichnet und sorgt für kleinere Lacher am Rande. Gleiches gilt für restlos alle Spielfiguren, die völlig übertrieben, aber dennoch irgendwie knuffig aussehen. Technisch sind wir auf keinerlei Probleme gestoßen. Die Verbindung zu den EA- bzw. Uplay-Servern klappte zügig und lief stabil, keinen einzigen Spielabbruch haben wir zu beklagen. Einzig eine gescheite Spielsuche vermissen wir, denn eine Serveranzeige o.Ä. gibt es nicht. Ebenfalls gut: Ruckler sind Fehlanzeige, Plants vs. Zombies: Garden Warfare läuft selbst dann flüssig, wenn sich alle 24 Spieler auf einem Fleck tummeln. Die Animationen sind witzig und passgenau auf den Spielcharakter abgestimmt. Und mindestens genauso passend ist die Sounduntermalung. Hier rülpst ein Fleischfresser, dort jubelt grunzend ein Zombie. Die Hintergrundmusik ist unspektakulär und trifft dennoch den Kern des Spiels ideal.