10 Jahre mussten wir auf ein neues “Star Wars Battlefront” warten und erleben zugleich einen Reboot der Serie, denn wie schon beim aktuellen Need for Speed möchte EA auch hier nicht an die angestaubten Vorgänger anknüpfen und stattdessen einen Neustart wagen. Für die Umsetzung ist das Studio DICE verantwortlich, das sich in der Vergangenheit um das Battlefield-Frachise gekümmert hat. Die Erwartungen der Fans sind sehr hoch und ob das neue Battlefront überzeugen kann, prüfe ich in einem Test der Xbox One-Version.
Im Zuge der E3 2013 zeigte Publisher EA auf der eigenen Pressekonferenz völlig überraschend einen kurzen Teaser zu einem Star Wars-Titel und erntete großen Applaus. Bis zu diesem Zeitpunkt wußte man noch nicht, das dieser einem Reboot von Star Wars Battlefront zuzuordnen ist. Erst einige Zeit später gab Patrick Söderlund (EA Executive Vice President) in einem Interview bekannt, das DICE Stockholm mit der Entwicklung eines neuen Star Wars Battlefront Reboots beauftragt wurde, was nicht jedem treuen Fan schmeckte. Man befürchtete, das sich der neue Ableger zum einen wie ein reines Battlefield anfühlen würde und zum anderen genau so katastrophal verbuggt sein würde, wie es Battlefield 4 zum Release war. Glücklicherwiese hat alles ein gutes Ende genommen und warum Star Wars Battlefront auch in meinen Augen technisch eins der besten Titel des Jahres ist, möchte ich kurz erläutern.
Genau wie bei Battlefield 4 und dem aktuellen Need for Speed kommt auch im neuen Star Wars Battlefront die hauseigene Frostbite 3-Engine zum Einsatz, die im Vergleich zum Release von Battlefield 4 jedoch um weitere Funktionen aufgebohrt wurde. Als bestes Beispiel wäre “Phyiscally Based Rendering” (kurz PBR) zu erwähnen, welches das Wechselspiel zwischen Licht und Materialien nach physikalischen Gesetzen ermöglicht und so für mehr Realismus in der Darstellung sorgt. Einfacher gesagt: Anhand der Informationen in den Texturen, weiß das Material wie es auf seine Beleuchtung reagieren soll. Das sieht nicht nur verflucht gut aus, sondern spart auch den Programmierern viel Arbeit, die sonst etliche Einstellungen manuell vornehmen mussten. Die nächste Besonderheit richtet sich speziell an alle Star Wars Detail-Junkies, denn mithilfe der “Photogrammetrie” sehen wir hinsichtlich der Darstellung den vermutlich realistischsten Star Wars-Titel überhaupt, da DICE hunderte Fotos aller notwendigen Originalrequisiten aus verschiedenen Winkeln aufgenommen, digitalisiert und daraus lebensnahe 3D-Objekte geschaffen hat. Im allgemeinen nutzt DICE die aktuellen Hardware-Techniken sehr effizient und so profitieren besonders Konsolen-Versionen enorm von der exzessiv eingesetzten Tessellation sowie Displacement Maps, allerdings kann man nicht verschleiern, das die optische Präsentation der Xbox One-Version im direkten Vergleich mit der PlayStation 4-Version deutlich leidet. Um stabile 60FPS zu erreichen musste DICE bei Microsofts Konsole auf eine native Auslösung von 720p heruntergehen, die natürlich durch den Upscaler auf das Ausgangsformat von 1080p hochskaliert wird. Dieses sorgt mit unter dafür, das viele Texturen im Standbild eher schwammig daher kommen und das gesamte Spiel somit weniger scharf wirkt, als bei der direkten Konkurrenz. Während des Gameplays ist davon zum Glück nicht sehr viel zu merken, wenngleich Objekte in weiter Ferne länger matschiger aussehen. Auch öftere Popups sind speziell in den kurzen Intro-Sequenzen der Missionen zu sehen, wo Texturen viel zu spät dargestellt werden. Mit Ausnahme dieser Popups ist die Grafik auf der Xbox One jedoch immer noch mehr als passabel und man erkennt nur den leichten Performance-Vorteil der PlayStation 4, wenn man einen direkten Grafikvergleichvornimmt.
Neben der Grafik spielt natürlich auch der Klang in meinen Augen eine wichtige Rolle und hier weiß Star Wars Battlefront absolut zu überzeugen. Um die Nähe zum Film auch in der Soundkulisse fortzuführen, hat DICE bei vielen Waffen und Vehikeln auf Original Samples zurückgegriffen und diese Stimmungsvoll ergänzt. Somit klingen z. B. Blaster Geräusche richtig knackig, Explosionen dramatisch basslastig und auch vorbeifliegende Tie Fighter unverkennbar schrill. Es ist fast schon schade, dass die Hintergrundgeräusche der besuchten Originalschauplätze klanglich untergehen – aber auch nur fast. Selbst wenn man sich während einer Schlacht auf Hoth lediglich in die Ecke stellt, kann man die dramatischen Feuergefechte hören. Einfach toll! Wer im Besitz einer Mehrkanal-Soundanlage oder Headset ist, wird mit Sicherheit Spaß auf den Ohren haben. Nicht so viel Aufmerksamkeit sollte man jedoch den deutschen Synchronstimmen schenken, da die Sprecher nicht so gut ausgewählt wurden.
Die tolle Grafik und der geniale Sound können aber nicht vom schlimmsten ablenken – dem geringen Umfang an Inhalten. Natürlich könnte man jetzt behaupten: “Wir wären zu verwöhnt!“, aber wenn man sich allein an das erste Battlefront aus 2004 zurückerinnert, durfte man im Singleplayer in zwei Kampagnen die Geschichte der Filme nachspielen und sogar im Modus “Galaxis-Eroberung” Sternensysteme für seine Fraktion erobern. Wer sich beim neuen Star Wars Battlefront im Vorfeld auf eine tolle Kampagne gefreut hat oder das Menü des Spiels durchforstet wird bitter enttäuscht, denn der Titel ist von Anfang an auf den reinen Multiplayer fokussiert. Als Einzelspieler kann man höchstens ein paar Missionen bestreiten um sich mit der Steuerung, den Waffen, den Helden und den Vehikeln vertraut zu machen, aber das ist auch schon alles. Wirklich! Im Multiplayer kann der Titel jedoch seine Stärken voll ausspielen und allein die Liste an Modis ist beachtlich. Zählt man den Koop nicht mit, gibt es ganze elf Mehrspieler-Varianten! Neben den typischen Shooter-Modis Team Deathmatch, Capture the Flag oder King of the Hill, die hier der Reihe nach “Gefecht”, “Fracht” oder “Abwurfzone” heißen, zieht man in kleinen Teams zwischen sechs und acht Spielern in die Schlacht. Wer es gerne etwas epischer mag könnte sich auf den Modus “Helden vs. Schurken” freuen, denn hier darf man in die virtuelle Haut seiner Star Wars-Helden schlüpfen. Auf Seiten der Rebellen stehen Luke Skywalker, Han Solo und Prinzessin Leia zur Verfügung, während die dunkle Seite mit Darth Vader, Imperator Palpatine und den Kopfgeldjäger Boba Fett auftrumpft. Jeder Held hat seine eigenen Spezialfähigkeiten sowie Stärken und Schwächen, was immer zu abwechslungsreichen und spannenden Gefechten führt. Luke und Vader sind natürlich Meister der Lichtschwerter und können viele Angriffstechniken durchführen, aber auch das Abwehren von Schüssen ist kinderleicht zu erledigen. Leia und der Imperator sind die etwas defensiveren Typen und heilen Verbündete oder stellen Schilde zur Verteidigung auf. Falls es hart auf hart kommt können die beiden jedoch auch deftig austeilen und natürlich sind die mächtigen Blitze des Imperators mit dabei. Han kann verflucht gut mit Blastern umgehen und Boba Fett ist aufgrund seines Jetpacks sehr gefährlich in der Luft. Diese beiden sind absolute Meister für Fernkämpfe. Wer sich gerne wilde Schlachten in der Luft liefern möchte, findet vermutlich gefallen am Modus “Jägerstaffel”, wo sich zwanzig Spieler und die KI in X-Wings, A-Wings, Tie-Fightern und Tie-Interceptors bekriegen. Das Wort “Luft” ist in diesem Fall auch wörtlich zu nehmen, denn alle Kämpfe finden in der Nähe zur Planetenoberfläche statt und somit sind Schlachten im All, wie es sie bei den beiden Battlefront-Vorgängern noch gab, nicht möglich. Mittels Power Ups ist es auch möglich hinter das Steuer eines Millennium Falken oder Boba Fetts Slave 1 zu gelangen um es den Gegnern aufgrund einer dicken Panzerung ordentlich schwer zu machen und dabei noch selbst nett auszuteilen.
Die Steuerung der Jäger geht überaus einfach von der Hand und die automatische Zielhilfe ist überaus großzügig, so dass auch Neuankömmlinge sehr schnell erste Erfolge feiern dürften. Neben dem abfeuern von Raketen und Lasern könnten auch bestimmte Ausweichmanöver automatisch mittels Knopfdruck durchgeführt werden, falls einem Zielsuchende Raketen oder Gegner im Nacken hängen. Doch Achtung, denn nach Ausübung eines Manövers benötigt man eine Wartezeit, bis die Funktion erneut zur Verfügung steht. Ein weiterer Raketenbeschuss während dieser Pause bedeutet meist der sichere tot, weswegen ich diesen Automatismus zwar gut für das Balancing, jedoch schlecht für das Spielgefühl finde. Die volle Battlefront-Ladung darf man in den nächsten beiden Modi erwarten, wo sich die maximale Anzahl von vierzig Spielern samt Helden und Fahrzeugen gegenseitig bekriegen. Bei der “Vorherrschaft” erobern und halten beide Teams Kontrollpunkte nach einer vorgegebenen Reihenfolge – ziemlich einfach erklärt. Deutlich spannender geht es hingegen im Modus “Kampfläufer-Angriff” zu, wo sich auf Seiten des Imperiums zwei große AT-ATs automatisch gescriptet auf die Rebellenbasis zu bewegen. Um den Angriff zu stoppen, muss man auf Seiten der Rebellen die Kommunikationsposten erobern und halten, damit die Y-Wing Bomberstaffeln zur Hilfe gerufen werden können. Ihre Bomben können zumindest die Schilde der AT-ATs außer Gefecht setzen, damit diese Schaden durch Laserfeuer nehmen oder direkt unter Einsatz von Snowspeedern zu Fall gebracht werden können. Als Mitglied des imperialen Teams hat man es deutlich einfacher und muss die Rebellen an ihrem Vorhaben hindern. Aber auch die Fahrzeuge sind hier deutlich besser, denn während man als Rebell fast nur Türme und Snowspeeder mittels Power Ups besetzen darf, kann man hier mit AT-STs durch die Schlachtfelder stampfen und sogar die mächtigen Kanonen der AT-ATs bedienen. Letzteres geht vermutlich aufgrund des Balancings nur für eine kurze Zeit – genau wie das einlösen der Power Ups. Eigentlich passt dies nicht zur sonst so guten Atmosphäre des Spielmodis und begräbt den taktischen Aspekt fast gänzlich, denn man hat nach einsammeln eines Power Ups nur einige Sekunden Zeit um diesen einzulösen und somit in ein Vehikel zu steigen. Das ist ziemlich schade, aber sorgt zumindest dafür, dass keine Spieler in der Basis campen um ein gutes Fahrzeug zu ergattern.
Nach einigen Runden am Stück hat man jedoch früher oder später das Gefühl, bereits alles gesehen zu haben. Dies kann mit unter an der ziemlich geringen Auswahl von zwölf Maps liegen. Das ganze sechzehn Maps in kostenpflichtigen DLCs nachgeliefert werden, macht den Umstand nicht unbedingt besser und man fragt sich eigentlich, warum so wenig drin ist und noch so viel kommt! Nicht jede Map ist aufgrund des Layouts gleichzeitig für jeden Spielmodi gedacht, somit reduziert sich die Auswahl bei “Kampfläufer-Angriff” und “Vorherrschaft” auf jeweils eine Map pro Planet (Endor, Tatooine, Hoth und Sullust). In den anderen Modis mit kleineren Teams fällt die Auswahl mit sechs bis acht Maps etwas besser aus. Warum man ausgerechnet die besten Spielmodi mit so wenigen Karten zum Launch versorgt hat ist mir schleierhaft. Optisch und spielerisch machen die enthaltenen Maps einen guten Eindruck und bieten Abwechslung.
Während man z. B. auf Endor in einem dichten Urwald gut getarnte Rebellen jagen und auf Hinterhalte lauern kann, bietet die Scheewüste auf Hoth kaum Deckungsmöglichkeiten. Die Felsen von Sullust sind perfekt dafür geeignet um sich hinter seine Feinde zu schleichen. So mager die Auswahl der Maps erscheint, so mager geht es auch mit dem eigenen Charakter weiter, denn ein Klassensystem fehlt im neuen Star Wars Battlefront komplett. Mit Ausnahme der sogennanten Sternenkarten, die einem in der Schlacht Zugriff zu speziellen Waffen wie Scharfschützengewehre oder Thermal-Detonatoren sowie Ausrüstungsgegenstände ermöglicht, unterscheidet man sich nicht von der Masse auf dem Feld. Immerhin schaltet man durch erreichen neuer Ränge maximal elf Blaster frei um wenigstens etwas Motivation in die Sache zu bringen, aber da sich zehn davon im Kampf fast identisch anfühlen, hält sich auch diese in Grenzen. Obwohl es sich hier um einen Team-Shooter handelt, gibt es kaum etwas um diese Tatsache zu bekräftigen. Man wird weder für ein gutes Zusammenspiel belohnt noch bestraft, falls man aus der Reihe tanzt. Auch das Wiederbeleben von gefallen Kameraden ist nicht möglich. Nicht mal ein Voicechat wurde integriert um die Kommunikation aus dem eigentlichen Spiel heraus zu ermöglichen. Wenig Auswahl eurer Partner gibt es auch bei den Squads, denn hier wird man einfach einem freien Mitspieler zugeteilt und darf dessen Sternenkarten nutzen.