Gibt es etwas Befriedigenderes, als ein scheinbar wertloses Lagerabteil zu ersteigern und darin plötzlich einen echten Schatz zu entdecken? Storage Hunter Simulator von Raccoons Studio und Publisher astragon Entertainment will genau dieses Gefühl einfangen und uns mitten hinein in die Welt der Lagerhallen-Auktionen, des Glücksspiels und des geschäftlichen Aufstiegs werfen. Wir haben uns durch verlassene Units gewühlt, riskante Gebote abgegeben und unseren Fundus Stück für Stück zu Geld gemacht. Dabei zeigt sich schnell: Hinter der simplen Idee steckt ein motivierender Kern, aber auch einige raue Kanten.
Der Traum vom Auktionskönig
Storage Hunter Simulator setzt nicht auf eine klassische Story mit festen Charakteren oder Wendepunkten, sondern auf ein thematisches Grundgerüst: Wir starten als ambitionierte Auktions-Neulinge, die sich in der Welt der verlassenen Lagerhallen und Garagen einen Namen machen wollen. Der Reiz entsteht weniger durch erzählerische Elemente, sondern durch das Versprechen von Aufstieg, Wachstum und immer größeren Gewinnen.
Zu Beginn fällt der Einstieg allerdings sehr langsam aus. Zwar erhalten wir frühzeitig die Möglichkeit, einen Bankkredit aufzunehmen, doch dieser entpuppt sich schnell als zweischneidiges Schwert. Die Rückzahlung ist verpflichtend und wenig flexibel, was gerade in der Anfangsphase zusätzlichen Druck erzeugt. Erst nach einigen Auktionen und erfolgreichen Verkäufen kommt das Spiel allmählich in Fahrt.
Inhaltlich bietet der Simulator verschiedene Lagerhallen, Garagen und später auch größere Areale, die wir ersteigern, durchsuchen und verwerten können. Mit Version 1.0 kamen zudem neue Gebiete, Fahrzeuge und ein optionaler Multiplayer-Modus hinzu. Trotz dieses Umfangs fühlt sich die Welt insgesamt eher funktional als lebendig an. Die Areale dienen in erster Linie als Kulisse für das eigentliche Spielprinzip und weniger als glaubwürdige, organische Spielwelt.
Risiko, Routine und Reibung
Der Kern von Storage Hunter Simulator ist klar definiert und funktioniert nach einer festen Schleife: bieten → durchsuchen → bewerten → verkaufen → investieren. Wir nehmen an Auktionen teil, bei denen wir nur einen flüchtigen Blick auf den Inhalt der Lagerhalle werfen können. Danach folgt das Durchsuchen der Einheiten, bei dem wir zwischen wertlosem Trödel und potenziellen Raritäten unterscheiden müssen.
Dieses Risiko-Belohnungs-Prinzip ist das Herzstück des Spiels und sorgt gerade in den ersten Stunden für eine starke Motivation. Der Moment, in dem wir ein seltenes oder wertvolles Objekt entdecken, bleibt durchweg befriedigend. Unterstützt wird das durch Mechaniken wie das Begutachten von Gegenständen oder den späteren Ausbau eigener Verkaufs- und Lagerflächen.
Gleichzeitig zeigt sich hier aber auch die größte Schwäche des Spiels. Viele Aufgaben wiederholen sich stark, und das Fortschrittssystem bleibt überraschend oberflächlich. Zwar sammeln wir Rufpunkte in verschiedenen Bereichen, doch diese haben kaum spürbare Auswirkungen und wirken eher wie eine abstrakte Zahl. Ein echtes Skillsystem oder klar definierte Spezialisierungen hätten dem Spiel deutlich mehr Tiefe verliehen.
Besonders kritisch fällt die Wirtschaft aus. KI-Gegner bieten teilweise völlig irrational und treiben Preise in unrealistische Höhen. Nicht selten zahlen wir hohe Summen für Lagerhallen, deren Inhalt den Kaufpreis bei Weitem nicht rechtfertigt. Das Gefühl von kalkulierbarem Risiko kippt dadurch gelegentlich in Frust. Hinzu kommen hakelige Inventar- und Physiksysteme: Gegenstände lassen sich nur umständlich platzieren, reagieren unberechenbar oder verschwinden im Multiplayer sogar komplett.
Zwischen Charme und Bruchkante
Optisch bewegt sich Storage Hunter Simulator in einem Spannungsfeld aus stilisiertem Realismus und einfacher Indie-Ästhetik. Positiv fallen vor allem die Lagerhallen selbst auf: verbeulte Metalltore, abgenutzte Böden und detailreiche Umgebungen vermitteln glaubhaft den Eindruck verlassener Einheiten. Auch die Vielzahl an Gegenständen sorgt zunächst für Abwechslung.
Allerdings ist die Qualität der Assets uneinheitlich. Während einige Objekte ordentlich texturiert sind, wirken andere flach oder generisch. Besonders Fahrzeuge fallen negativ auf, da sie wenig Detailtiefe besitzen und fast wie automatisch generierte Modelle wirken. Licht und Schatten können die Szenerie stellenweise aufwerten, kaschieren aber nicht alle Schwächen.
Deutlich problematischer sind die Charaktermodelle. Ungünstige Proportionen, steife Animationen und eingeschränkte Anpassungsmöglichkeiten reißen uns regelmäßig aus der ohnehin fragilen Immersion. Die Spielwelt wirkt dadurch eher wie eine funktionale Bühne als ein glaubwürdiger Ort.
Gute Musik, schwacher Klang
Beim Sounddesign zeigt sich ein gemischtes Bild. Umgebungsgeräusche wie quietschende Tore oder metallisches Klirren tragen grundsätzlich zur Atmosphäre bei, wirken aber inkonsequent umgesetzt. Besonders Fahrzeuge, die spielerisch eine zentrale Rolle einnehmen, klingen überraschend flach und wenig überzeugend. Motorengeräusche fehlen an Wucht und Charakter, was die Fahrten durch die Spielwelt entwertet.
Auch das Aufheben und Platzieren von Gegenständen fühlt sich akustisch wenig befriedigend an. Es fehlt an klaren, gewichtigen Soundeffekten, wodurch viele Aktionen nahezu belanglos wirken.
Positiv hebt sich dagegen die Musik ab. Der Soundtrack passt gut zur entspannten, leicht ironischen Grundstimmung des Spiels und eignet sich sogar für längere Sessions oder Streaming. Auf Dauer wird er allerdings repetitiv, sodass wir ihn irgendwann lieber gegen unsere eigene Playlist austauschen.
The Review
Storage Hunter Simulator (PC)
Storage Hunter Simulator lebt von einer starken Grundidee und einem überraschend süchtig machenden Gameplay-Loop. Das Gefühl, aus dem Nichts einen wertvollen Fund zu machen und sein eigenes kleines Auktions-Imperium aufzubauen, funktioniert, vor allem in den ersten Stunden. Gleichzeitig bremsen unausgereifte Systeme, Balanceprobleme, technische Macken und fehlende Tiefe den langfristigen Spielspaß spürbar aus. Als lockere Simulation für zwischendurch oder als chaotischer Koop-Titel mit Freunden kann Storage Hunter Simulator durchaus unterhalten. Wer jedoch eine ausgereifte Wirtschaftssimulation oder eine technisch saubere Spielerfahrung erwartet, sollte seine Erwartungen dämpfen. Potenzial ist eindeutig vorhanden, doch es wird nicht in allen Bereichen konsequent ausgeschöpft.
PROS
- Spannender Auktionskern
- Motivierender Gameplay-Loop
- Glücks- und Risikofaktor
- Viele sammelbare Items
- Koop mit Freunden
CONS
- Unausgewogene Wirtschaft
- Schwaches Fortschrittssystem
- Physik-Bugs
- Schlechte Charaktermodelle
- Soundeffekte enttäuschend

