Anfang 2010 mussten der Präsident Jason West und CEO Vince Zampella Infinity Ward (bekannt durch die Call of Duty-Reihe) – verlassen. Einen Monat später gründeten sie gemeinsam das Entwicklungsstudio Respawn Entertainment und gingen mit Electronic Arts eine Kooperation ein. Jetzt knapp 4 Jahre später hat Respawn Entertainment mit Titanfall ihr erstes Spiel veröffentlicht. Bei der letztjährigen E3 und Gamescom hat der Titel einige Awards abgeräumt. Nun haben wir Titanfall auf Herz und Nieren geprüft und beantworten, ob es wirklich ein Kassenschlager werden kann.
Sinnloseste Kampagne 2014?
Titanfall bietet zwar keine Einzelspieler-Kampagne, aber dafür eine Multiplayer-Kampagne. In 9 Missionen kämpfen wir entweder als IMC oder Miliz, sprich jede von den 9 Missionen muss doppelt gespielt werden. Bevor wir aber ins Getümmel geworfen werden, werden gelungene und sehr hübsche Ingame-Sequenzen abgespielt. Die Matches an sich, sind dann leider nur gewöhnliche Multiplayer-Gefechte, außerdem werden mit Materialschlacht und Hardpoints gerade zwei Modi in der Kampagne genutzt. Und wäre das nicht schlimm genug, ist der Ausgang eines Kampfes komplett irrelevant, was ordentlich auf die Stimmung drückt. Storytechnisch darf man nicht so viel bis gar nichts erwarten. Da ist es auch nicht schlimm, dass man Funksprüche im laufenden Match nicht mitverfolgen kann, weil man ansonst Kanonenfutter ist. Einen Vorteil hat die Multiplayer-Kampagne dann doch, wir erhalten pro Seite ein Chassi für unsere Titans, die auch nur dort freigeschaltet werden können. Die Spielzeit beläuft sich bei ca. 90 Minuten pro Seite.
Spielerisch hui
Titanfall bietet ein etwas neuartiges Gameplay. So sehen wir uns in rasanten und sehr actionreichen Matches zu Fuß oder im Titan auf dem Schlachtfeld.
Die Matches laufen alle relativ gleich ab, egal welchen Spielmodi wir spielen, denn es gibt nur kleine Unterschiede. Pro Match treten insgesamt 12 menschliche Spieler an, also 6-vs.-6. Mehr geht nicht. Klingt anfangs nach sehr wenig, jedoch merkt man davon nicht viel, denn durch die vorhandenen KI-Gegner ist ständig etwas los. Die KI-Gegner sind aber leider nicht die Hellsten und werden so schnell zum Kanonenfutter. Jedoch sollte man bei den KI-Gegnern zwischen Spectre und Grunts unterscheiden. Während Grunts „normale“ Soldaten sind, sind Spectre Androiden, die der Spieler auch hacken und für sich benutzen kann.
Apropos Hacken: In manchen Maps gibt es riesige Geschütztürme, die ebenfalls gehackt werden können, um damit feindliche Titans auf’s Korn zu nehmen.
Aber auch mit der Hauptattraktion des Spieles kann mehr gemacht werden als nur geballert: Jeder Pilot kann seinen Titan nach maximal vier Minuten rufen. Dies ist die Zeit, die gebraucht wird, damit der Titan fertiggestellt, bzw. Repariert wird, bevor er in den Kampf geschickt werden kann. Die Zeit für die Fertigstellung des Titans kann durch Kills verkürzt werden. Ist der Titan einmal da, kann man einteigen und ihn selbst steuern, oder ihn von der KI steuern lassen. Die Titans haben zwei Modi: Den Folge-Modus oder den Beschützen-Modus. Zwischen beiden Modi kann per Knopfdruck gewechselt werden und der Titan passt sich der Situation an.
Balance-technisch hält sich Titanfall aber erstaunlich gut: Als Pilot sind wir sehr schnell, können durch unseren Jetpack Doppelsprünge und Wallruns ausführen, sodass wir uns mühelos in der Welt bewegen und überall hinkommen. In einem Titan sind wir jedoch etwas eingeschränkt. Wir sind langsamer und können nicht durch die Gegend hüpfen und fliegen, dafür haben wir eine starke Panzerung und riesige Waffen, mit denen wir sowohl feindliche Titans, als auch Piloten, Grunts und Spectres ins Visier nehmen können.
Aber auch wenn es zum Kampf zwischen einem Pilot und einem Titan kommt, heißt es nicht automatisch, dass der Pilot sofort den Kürzeren zieht. Denn als Pilot haben wir, neben unserer Primär- und Sekundärwaffe, immer eine sogenannte Anti-Titan-Waffe, die speziell bei Titans erheblichen Schaden verursacht. Außerdem kann der Pilot durch seinen Doppelsprung auch auf einem Titan landen und seine Schaltkreise mit der Primärwaffe bearbeiten, der bekannte Rodeo-Ride.
wenige Spielmodi & viele Maps
Ins fertige Spiel schafften es gerade einmal fünf Spielmodi. Einer davon ist „Materialschlacht“, der nichts Anderes als der gewöhnliche Team-Deathmatch-Modus ist. Bei „Last-Titan-Standing“ erhalten bereits am Anfang alle Spieler einen Titan. Das Team, das den letzten Titan übrig hat, gewinnt einen wichtigen Punkt für die Runde. Stirbt man als Pilot wird man nicht wieder auf das Schlachtfeld zurückgeworfen. Den „Hardpoints“-Modus kennen wir bereits aus Spielen wie Battlefield (Conquest) oder Call of Duty (Herrschaft). Hier müssen wir 3 Flaggen in unsere Gewalt bringen, um Punkte für das Team zu erhalten. Auf den wenigsten Maps kommen die Titans direkt zur Flagge, was ziemlich gut gelungen ist, da keine unfairen Situationen an Flagegenpunkten erzeugt. Der überflüssigste Modus bleibt, aber „Pilotenjäger“. Dieser spielt sich wie „Materialschlacht“, nur mit dem kleinen Unterschied, dass nur Kills von Piloten – also echten Gegenspielern – zählen. Dagegen dürfte „Capture the Flag“ einer der erfrischesten Spielmodus in Titanfall sein. Gerade mit den Titans und dem schnellen Gameplay bietet sich dort einige taktische Möglichkeiten. Nebenbei ist „Capture the Flag“ auch der einzige Modus in dem wir länger als 10 Minuten auf dem Schlachtfeld verbringen dürfen.
Mit insgesamt 15 Maps bietet Titanfall im Gegensatz zu den Spielmodi eine optische Abwechslung. Während KI-Gegner von Flugsaurier geschnappt werden, sind wir in „Knochenfeld“ auf einer steinigen Einöde mit Knochenüberresten unterwegs. Auf der Map „Unternehmen“ kämpfen wir in und um einem Unternehmensgebäude um unser Leben. Audio-Einspielungen im Gebäude machen die Atmosphäre noch dichter. Oder wir kämpfen uns um die idyllische „Lagune“. Eine Zukunftsmetropole mit „Angel City“ darf auch nicht fehlen. Spielerisch unterscheiden sich die Maps aber kaum, so Springen wir um, in oder über Gebäude.
Inhaltlich pfui
Da Titanfall als moderner Shooter gilt, kann es hier auch nicht an einer Level-Funktion der Spielfigur fehlen. Die Maximalstufe bei Titanfall liegt jedoch bei 50 und ist relativ schnell erreicht. Anschließend kann der Generation-Modus gestartet werden, der, ähnlich dem Prestige-Modus aus der Call of Duty-Reihe, alles zurücksetzt und den Spieler wieder bei Null beginnen lässt.
Was Waffen und Ausrüstung angeht, ist Titanfall leider etwas mager bestückt. Während bei der Konkurrenz eine schon fast unüberschaubare Menge an Waffen und Aufsätze vorhanden sind, sind es bei Titanfall lediglich einige Wenige. Es sind insgesamt etwa 30 Waffen verfügbar, dazu sind aber auch schon Sekundärwaffen, Anti-Titan-Waffen und die Titanen-Waffen selbst, mit eingerechnet. Die Sekundärwaffen können zudem nicht mit Aufsätzen oder Ähnlichem versehen werden. Was die Titanen angeht, werden uns 3 verschiedene angeboten: Atlas, Stryder und Ogre. Jeder von ihnen hat seine eigenen Eigenschaften und einen bestimmten Kern, den er während des Kampfes aktivieren kann. Beispielsweise ist der Stryder am schnellsten und wendigsten, hält aber nur wenig aus, während der Ogre ein richtiger Kampfpanzer ist.
Titanfall bringt jedoch etwas Neues und doch alt bekanntes mit sich: Burn Cards. Aus Call of Duty Modern Warfare 2 kennen wir die Deathstreaks und die Burn Cards funktionieren nach einem ähnlichem Prinzip. Wir schalten diese Burn Cards durch erfüllte Herausforderung frei und können bis zu drei mit in ein Match nehmen. Werden wir während des Kampfes getötet, so können wir uns eine Burn Card auswählen und benutzen. Burn Cards bringen einen bestimmten Vorteil gegenüber anderen Spielern. Beispielsweise erhalten wir eine verbesserte Waffe oder können schneller sprinten, oder unser Titan wird schneller fertiggestellt, oder, oder, oder. Es gibt eine große Menge an verschiedenen Burn Cards, die uns verschiedene Boosts und Verbesserungen ermöglichen.
Ein jedes Ding muss Zeit zum Reifen haben
Titanfall läuft mit der ca. 10 Jahren alten Source Engine. Respawn Entertainment hat aus der veralteten Engine noch einiges rausgeholt. Zwar sehen Texturen verwaschen und einige Effekte unschön aus, aber bei den hohen Bewegungsgeschwindigkeit von Titanfall, fallen diese nicht häufig auf. Abgesehen davon sieht Titanfall insgesamt sehr Stimmung und Atmosphärisch aus, dass auch dank sehr abwechslungsreichen Maps.
Einige Spieler berichteten, dass sie auf einigen Maps mit Einbrüchen der Bildwiederhohlrate zu kämpften hatten. Wir konnten dieses Problem nicht feststellen. Doch für eine 10 Jahre alten Engine dürfte man eigentliche geringere Systemanforderungen erwarten. Im Gegensatz zur Grafik ist der Sound 1A. Die Synchronisation ist super und Kugeln und Explosionen hören sich wuchtig und stark an.
In der heutigen Zeit ist es fast normal, dass bei größeren Release die Server streiken, umso erstaunter waren wir als die Server bei Titanfall dem Ansturm stand hielten. Das mag vielleicht daran liegen, dass die Jungs von Respawn Entertainment schon einige Erfahrungen mit Call of Duty gesammelt haben. Noch erstaunter sind wir hingegen, dass diese Erfahrungen nicht beim Matchmaking-System genutzt wurde. Oft werden unfaire Teams zusammengewürfelt, in dem ein Low-Level Team gegen ein High-Level Team antreten muss. Noch frustrierender wird es, wenn man einige Runden im gleichen Verlierer-Team verbringt, ohne das, das Team ausgeglichen wird. Apropos Ausgleichen, einige Male kommt es auch vor, dass u.a. Begegnungen 6-vs-4 ausgetragen werden. Da müssen die Entwickler unbedingt nachbessern!