Wie oft kann man dasselbe Spiel neu erfinden, ohne das Wesentliche zu verlieren? Diese Frage stellt sich bei EA Sports FC 26 mehr denn je. Nach der Trennung von der FIFA-Marke galt die Devise: Neustart, neue Vision, noch mehr Community-Einfluss. Und tatsächlich – spielerisch hat EA Sports vieles richtig gemacht. Doch auf den zweiten Blick zeigt sich, dass nicht alle Bereiche denselben frischen Wind abbekommen haben.
Fußball in all seinen Facetten
In EA Sports FC 26 steckt wie gewohnt das komplette Fußballpaket. Über 35 Ligen, rund 750 Teams, mehr als 20.000 lizenzierte Spieler und über 120 Stadien sorgen dafür, dass wir erneut in eine riesige Fußballwelt eintauchen können – inklusive Männer- und Frauenteams. Dennoch fehlen einige bekannte Klubs, vor allem aus Italien, wo etwa der AC und Inter Mailand wieder nur unter fiktiven Namen auftreten.
Inhaltlich bleibt vieles beim Alten. Die bekannten Modi wie Ultimate Team, Karriere (Spieler & Manager), Clubs (ehemals Pro Clubs) und Volta/Rush kehren zurück, wurden aber nur moderat erweitert. Die Karriere punktet diesmal vor allem durch Archetypen, die an das NBA-2K-System erinnern und uns gezielt in Richtung bestimmter Spielstile entwickeln lassen – etwa hin zu einem legendären Torjäger oder einem defensiven Organisator. Kleine Story-Elemente wie Live-Challenges und zufällige Ereignisse – etwa verletzte Spieler oder Eingriffe des Vereinspräsidenten – bringen Dynamik, bleiben aber oberflächlich.
Im Manager-Modus können wir nun jederzeit in eine laufende Saison einsteigen oder neue Live-Herausforderungen absolvieren, was für frischen Reiz sorgt. Zudem dürfen wir bekannte Legenden wie Zidane, Kroos oder Alex Morgan als Trainer einsetzen – eine charmante, aber kosmetische Neuerung. Der Spielerkarriere-Modus wiederum bietet dank der Archetypen und eines verbesserten Fortschrittssystems etwas mehr Tiefe, doch die altbekannten Zwischensequenzen und Verhandlungsszenen wiederholen sich weiterhin.
Auch Ultimate Team hat kleinere Veränderungen erfahren. Neue Events, überarbeitete Rivals- und Champions-Strukturen und zusätzliche Belohnungen halten uns bei Laune, während Gauntlets und Live Events für mehr Abwechslung sorgen sollen. Trotzdem: Das Grundprinzip bleibt unverändert, und der Schatten der Microtransactions ist nach wie vor deutlich spürbar.
Zwischen Realismus und Arcade
Der größte Fortschritt von EA Sports FC 26 liegt klar im Gameplay. EA hat intensiv auf das Feedback der Community gehört – und das Ergebnis sind zwei deutlich unterschiedliche Spielstile: Authentisch und Kompetitiv.
Im Kompetitiv-Modus erleben wir das typische, schnelle und dynamische FC-Feeling, das besonders in Ultimate Team und Clubs zur Geltung kommt. Das Spieltempo ist hoch, Dribblings flüssig, Pässe direkter – ein klarer Fokus auf Action und Spaß. Hier fühlt sich jedes Match intensiv an, manchmal fast wie ein Arcade-Spiel, das von Emotionen lebt.
Der Authentische Modus dagegen richtet sich an jene von uns, die taktische Tiefe und strategisches Denken bevorzugen. Hier wird das Spiel deutlich langsamer, der Ballbesitz wichtiger, und das Aufbauen von Angriffen bekommt Gewicht. Es geht weniger darum, den Gegner zu überrennen, sondern darum, Lücken zu suchen und Geduld zu beweisen. Besonders in der Karriere wirkt dieser Modus atmosphärisch dichter und lässt uns das Gefühl haben, wirklich Teil des Spiels zu sein.
Technisch überzeugt die Steuerung mit mehr Präzision, saubereren Übergängen zwischen den Animationen und einem spürbar besseren Verteidigungsverhalten der KI. Zwar schleichen sich hier und da kleine Probleme ein – etwa fragwürdige Abseitsentscheidungen oder zu passive Abwehrreihen – doch insgesamt liefert FC 26 das bislang beste Spielgefühl der Reihe.
Mit dem neuen Dribblingsystem, fein abgestimmter Ballphysik und verbesserten Torhütern wirkt das Spiel in sich runder und glaubwürdiger. Besonders positiv fällt auf, dass die adaptive Schwierigkeit jetzt besser balanciert ist, wodurch Einsteiger wie Profis ihre ideale Herausforderung finden können.
Stadion-Atmosphäre zum Mitfiebern
Visuell bleibt EA Sports FC 26 eine Wucht – auch wenn keine großen technologischen Sprünge zu erkennen sind. Die HyperMotion-Technologie sorgt weiterhin für realistische Bewegungsabläufe und authentische Animationen, die das Spielgefühl entscheidend prägen. Spieler wirken lebendiger, Trikots und Haare reagieren glaubhaft auf Bewegung, und besonders in Nahaufnahmen glänzt das Spiel mit beeindruckender Detailtiefe.
Ein Highlight ist die Match-Inszenierung: Der Weg vom Fan-Pub bis zum Anstoß im Stadion vermittelt echtes Fußballfieber. Zuschauerkameras, dynamische Einlaufsequenzen und emotionale Reaktionen auf Tore oder Fehlentscheidungen verstärken das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Besonders in den Abendspielen oder bei Regen entsteht eine beeindruckende Stimmung – hier zeigt EA, wie man Emotionen visuell transportiert.
Einige Elemente, etwa Wiederholungen, Einblendungen oder Kommentatoren, wirken dagegen etwas angestaubt. Die Präsentation bleibt stark, aber sie überrascht kaum. Es ist mehr Feinschliff als Fortschritt – was angesichts des jährlichen Veröffentlichungsrhythmus wenig verwundert.
Wenn der Jubel Gänsehaut erzeugt
Der Soundtrack, die Stadionatmosphäre und die Effekte sind wie gewohnt auf hohem Niveau. Publikumsgesänge, Pfiffe, Trommeln und Jubel reagieren dynamisch auf das Spielgeschehen, wodurch jede Partie eine eigene Energie bekommt. Wenn wir in einem vollen Stadion bei Regen antreten und der Ball mit hörbarem Druck über den Rasen gleitet, entsteht ein Gefühl, das kein anderes Sportspiel in dieser Form erreicht.
Auch die Kommentatoren liefern solide Arbeit, doch neue Sprachsamples oder dynamischere Reaktionen wären wünschenswert gewesen. Gerade hier spürt man, dass EA sich auf Bewährtes verlässt, statt Neues zu wagen. Trotzdem bleibt das akustische Gesamtbild stark und trägt entscheidend dazu bei, dass sich EA Sports FC 26 wie echtes Fußball fühlt – egal ob auf dem Platz oder in den Menüs.
The Review
EA Sports FC 26 (PS5)
EA Sports FC 26 ist ein Spiel der Gegensätze. Auf dem Rasen zeigt sich das Beste, was die Reihe seit Langem zu bieten hat: Zwei klar getrennte Spielstile, verbesserte Ballphysik, feinere Steuerung und eine packende Präsentation. Doch abseits des Spielfelds bleibt vieles beim Alten. Die Karriere profitiert von den Archetypen und Live-Challenges, während Ultimate Team und Clubs kleine, aber sinnvolle Anpassungen erhalten. Trotzdem fehlt das große, mutige Feature, das den Sprung von „gut“ zu „revolutionär“ markiert. Unterm Strich ist EA Sports FC 26 das bislang rundeste und spielerisch beste Fußballspiel der Serie – ein starkes, aber vertrautes Erlebnis, das den Sport mit Leidenschaft inszeniert, ohne sich selbst wirklich neu zu erfinden.
PROS
- Über 20.000 lizenzierte Spieler, 750 Teams und mehr
- Taktisch tiefes Gameplay
- Live-Challenges und Manager-Live-Events
- Atmosphärische Präsentation
- Verbessertes Gameplay & Animationen
CONS
- Kaum echte Neuerungen gegenüber FC 25
- Fehlende offizielle Lizenzen einiger Top-Klubs wie AC und Inter Mailand
- Mikrotransaktionen in Ultimate Team
- KI zeigt gelegentlich unlogische Entscheidungen
- Story- und Karriereelemente wiederholen sich zu stark