Als Die Sims im Jahr 2000 erschien, hatte wohl kaum jemand geahnt, dass es sich zu einer der erfolgreichsten Spieleserien der Welt entwickeln würde. Doch genau das geschah: Über 200 Millionen verkaufte Exemplare weltweit und unzählige Erweiterungen machen diese Reihe zu einem echten Gaming-Phänomen. Nun bringt EA, passend zum 25sten Geburtstag der Reihe, die ersten beiden Teile als Legacy Collections zurück – ein nostalgischer Rückblick auf die Anfänge einer ikonischen Spielreihe. Als langjährige Fans der Serie habe ich natürlich die Gelegenheit genutzt, in diese Klassiker einzutauchen und mich damit in meine Kindheit zurückversetzt.
Die Sims-Reihe war nie für eine klassische Handlung bekannt, sondern lebt von den Geschichten, die wir selbst erschaffen. Im ersten Teil schlüpfen wir in die Rolle eines Haushalts, bauen unser Zuhause und gestalten das Leben unserer Sims. Die Sims 2 brachte mit seinen vorgefertigten Familien und deren Hintergrundgeschichten erstmals mehr erzählerische Tiefe ins Spiel. So wurden Charaktere wie die Grusels oder die Traurigs zu beliebten Figuren mit eigenen Konflikten und Beziehungen.
Der Umfang der Legacy Collections ist beeindruckend: Beide Spiele erscheinen mit sämtlichen Erweiterungspaketen. Einzig das Die Sims 2 IKEA-Accessoires-Pack fehlt komplett. Das bedeutet eine schier endlose Auswahl an Möglichkeiten – vom Studieren an der Universität über das Halten von Haustieren bis hin zu übernatürlichen Begegnungen. Während Die Sims 1 vor allem mit seinen grundlegenden Simulationsmechaniken punktet, hebt sich Die Sims 2 durch eine größere spielerische Tiefe hervor. Sims haben nun individuelle Lebensziele und Erinnerungen, die ihre Entscheidungen beeinflussen. Wer sich für das klassische Sims-Erlebnis interessiert, bekommt mit diesen Editionen den kompletten Inhalt der ersten beiden Generationen in einem Paket.
Besonders beeindruckend ist die Vielfalt der Erweiterungen. Während Die Sims 1 mit Add-ons wie Hot Date, Tierisch gut drauf oder Urlaub Total die Grundlagen für spätere Sims-Generationen legte, erweiterte Die Sims 2 das Spiel um unzählige Details. Karrieren, soziale Interaktionen und sogar der eigene genetische Stammbaum der Sims waren noch nie so ausgereift. Mit jeder Erweiterung kam mehr Abwechslung ins Spiel, und selbst nach Jahren gibt es immer noch neue Wege, das Leben der Sims zu gestalten.
Spielerisch bleibt alles beim Alten – was Fluch und Segen zugleich ist. Während Die Sims 1 mit seinem eher simplen Gameplay den Grundstein für das Franchise legte, brachte Die Sims 2 zahlreiche Neuerungen: Sims entwickelten sich nun weiter, konnten altern und bekamen Wünsche sowie Ängste, die ihr Leben beeinflussten. Die verbesserte KI sorgt dafür, dass Sims nun autonomer agieren und realistischere Beziehungen aufbauen. Sie können enge Freundschaften schließen, Feindschaften entwickeln oder sogar eifersüchtig auf andere Sims reagieren. Dadurch fühlt sich das Spiel deutlich lebendiger an als sein Vorgänger.
Allerdings merkt man den Spielen ihr Alter an. Komfortfunktionen, die wir aus modernen Simulationen kennen, fehlen hier komplett. Die Benutzeroberfläche ist sperrig, und besonders in Die Sims 1 kann die Steuerung mitunter frustrierend sein. Wer sich darauf einlässt, wird dennoch schnell wieder in den typischen Sims-Flow verfallen und mit seinem Haushalt stundenlang Geschichten schreiben. Besonders in Die Sims 2 zeigt sich, wie viel Tiefe die Mechaniken bieten: Die individuellen Persönlichkeiten der Sims wirken sich direkt auf ihren Alltag aus. Wer beispielsweise eine ehrgeizige Sim-Figur erstellt, wird feststellen, dass diese sich eher auf ihre Karriere konzentriert, während ein verspielter Sim lieber mit anderen interagiert.
Ein weiteres Highlight ist das verbesserte Bausystem in Die Sims 2. Während das Original-Spiel noch sehr eingeschränkt war, lassen sich hier mehrstöckige Gebäude mit individuellen Dachformen, Balkonen und Kellern errichten. Zudem gibt es erstmals eine anpassbare Nachbarschaft, in der neue Grundstücke platziert werden können. Die Freiheit beim Erstellen von Wohnräumen ist ein großer Pluspunkt und zeigt, wie viel Detailverliebtheit in den zweiten Teil geflossen ist.
Hier zeigt sich deutlich, dass es sich nicht um ein Remaster oder gar ein Remake handelt. Die Legacy Collections sind lediglich Neuveröffentlichungen der Originalspiele – ohne nennenswerte grafische Überarbeitungen. Quasi hat EA den beiden Spielen ein Patch spendiert, damit wir Die Sims 1 & Die Sims 2 auf aktuelleren Systemen wie Windows 10 & 11 spielen können. Während der charmante Look von Die Sims 1 noch nostalgischen Wert hat, sieht Die Sims 2 dank seiner detaillierteren Charaktermodelle und verbesserten Animationen auch heute noch recht ordentlich aus. Allerdings wäre eine Modernisierung der Texturen oder zumindest eine bessere Unterstützung für aktuelle Hardware wünschenswert gewesen.
Moderne Auflösungen werden nicht wirklich unterstützt, und gerade auf großen Bildschirmen können UI-Elemente und Textboxen sehr klein wirken. Das es geht hat EA schon in der Vergangenheit mit der Command & Conquer Remastered Collection bewiesen. Wer auf Mods setzt, kann sich das Spielerlebnis etwas angenehmer gestalten, aber eine offizielle Optimierung für moderne Hardware fehlt leider komplett. Zudem sind einige visuelle Bugs vorhanden, etwa falsch dargestellte Schatten oder verzerrte Texturen in bestimmten Auflösungen. Dies kann den Spielspaß trüben, insbesondere wenn man sich an gestochen scharfe Grafik heutiger Simulationen gewöhnt hat.
Trotzdem gibt es auch Positives: Besonders Die Sims 2 überzeugt mit seinen charmanten Animationen und detaillierten Umgebungen. Die Sims selbst wirken lebendiger als im ersten Teil, ihre Mimik und Gestik sind vielseitiger und tragen viel zur Atmosphäre bei. Auch die Wettereffekte in bestimmten Erweiterungen wie Vier Jahreszeiten sorgen für zusätzliche Immersion. Es bleibt jedoch das Gefühl, dass EA hier eine Gelegenheit verpasst hat, den Klassiker mit modernen Anpassungen noch einmal richtig glänzen zu lassen.
Ein großer Pluspunkt bleibt der Sound. Die ikonische Musik, die klassischen Baumenüs und natürlich die unvergessliche Simlish-Sprache sorgen für sofortige Nostalgie. Besonders Die Sims 1 punktet mit seinem einzigartigen Soundtrack, der perfekt zur verspielten, leicht chaotischen Atmosphäre beiträgt. In Die Sims 2 wurden Soundeffekte und Musik weiter verfeinert, was die Immersion noch verstärkt. Die emotionale Bandbreite der Sims wird durch ihre Sprachmuster und Tonlagen überzeugend transportiert, was auch heute noch für viele charmante Momente sorgt.
The Review
Die Sims 1 & 2 Legacy Collection (PC)
Die Legacy Collections von Die Sims 1 & 2 sind eine Reise in die Vergangenheit – mit all ihren Höhen und Tiefen. Die Inhalte sind umfangreich, das Gameplay zeitlos spaßig und der Nostalgiefaktor enorm. Gleichzeitig hätte EA hier deutlich mehr machen können: Ein echtes Remaster mit optimierter Grafik und modernen Komfortfunktionen wäre eine würdige Feier zum 25. Jubiläum der Reihe gewesen. Bei Command & Conquer Remastered Collection hat es EA ja geschafft. So bleibt ein solides, aber ungeschliffenes Wiedersehen mit zwei Klassikern, das sich vor allem für Hardcore-Fans lohnt.
PROS
- Alle Erweiterungspakete enthalten, unzählige Spielmöglichkeiten
- Klassisches Sims-Feeling mit ikonischer Simlish-Sprache
- Charakterentwicklung in Die Sims 2 mit Lebenszielen und Bestrebungen
- Trotz ihres Alters haben die Spiele einen besonderen Stil
- Schrullige Situationen und skurrile Momente sorgen für Unterhaltung
CONS
- Grafikbugs, UI-Skalierungsprobleme und Stabilitätsprobleme
- Fehlende Verbesserungen für moderne Hardware und hohe Auflösungen
- Umständliche Menüführung und fehlende Komfortfunktionen
- Optionen und Einstellungsmöglichkeiten erst im Spielstand und nicht schon im Startmenü
- Trotz fehlender Optimierungen wird ein Premiumpreis verlangt